Sissy Sonnleitner - Kellerwand - Kötschach-Mauthen / AUT
2. Februar 2007; Nach einem anstrengenden Seminartag in Lienz beschließe ich, die "Kellerwand" in (Kötschach-)Mauthen zum Abendesen aufzusuchen.
Nach 30 Minuten Fahrt über den "Gailbergsattel" komme im beim Genießerhotel & Landhaus Kellerwand an. Hier kocht ein Österreichisches Urgestein (natürlich im positiven Sinne) - gewissermaßen eine unserer beiden "Lea Linsters" (warum ich den Vergleich bemühe? Hatte heute ein GEO-Spezal "Luxemburg" in der Hand ;) - die 2. Dame ist natürlich Lisl Wagner-Bacher) Frau Sissy Sonnleiter hat sich über Jahrzehnte am Südrand Österreichs ihr kleines Genuss-Reich aufgebaut, und auch Mitstreiter wie einen Herwig Ertl gefunden. Ihr Hotel/Restaurant ist klassisch-alpin gehalten. Ich nehme in der gemütlichen "Stube" platz, Wein und Speisenkarte werden gereicht. Auf 2 Seiten finden sich 2 Menüs: "Sonnleitner light" bzw. "Sonnleitner Classic". Der Küchenstil der Patronin ist geprägt durch die geographische Lage in der Basis kärntnerisch-österreichisch mit starken oberitalienischen sowie slowenischen Akzenten, kurzum die "Alpen-Adria Küche" (wir befinden uns am Karnischen Kamm - am östlichen Ein/Ausgang des Lesachtals-Gailtals, in dem ich übrigends auch wohne ;) ) Ich entscheide mich für das 8 gängige Classic Degustationsmenü für attraktive 58,-- !. Das Couvert wird auf der Karte mit "die kleine Degustation "Karnische Kostproben" servieren wir automatisch (obligat)" betitelt und mit 2,90 verrechnet. Zum Aperetiv wird 3erlei Brot sowie Butter gereicht. Das eben genannte Amuse besteht aus Fondata (Schmelzkäse - sehr gut!), Blauschimmelbutter (wohl nur als Aufstrich tauglich), einem Stückchen Hartwurst und einem Steinpilzteigtascherl (fein), serviert auf etwas umständlichen Porzellan. Noch ein Wort zur Weinkarte (dem Alkohol entsagte ich auf Grund der Fahrerrei - Großes Mineral für 6,--/Flasche): Die Gliederung erscheint etwas gewöhnungsbedürftig, durchaus interessante Positionen, einiges auf den 1. Blick seltsam kalkuliert.... 1. Gang: Gebeizter Seesaibling mit Erdäpfel und Schnittlauchsabayon (im Menü ursprünglich eine andere Vorspeise mit Leber, da ich welche zum Haupt gewählt hatte die Bitte um Austausch) Die Beize war zu stark, der Saibling ging sang und klanglos unter 2. Gang: Krebse im Gemüsesud Der Sud wird vom Maitre mit "Kärntner Schmäh" bei Tisch aufgegossen. Auch hier der Eindruck einer sehr starken Würzung / Reduktion, die Krebse tun sich schwer zu bestehen 3. Gang: Ravioli von Ziegenfrischkäse mit Walnussbutter und Rosmarin ++ Na also, ich hatte schon begonnen ängstlich zu werden. Dieses Gericht ist schön ausbalanciert, alle angekündigten Aromen finden sich harmonisch wieder. 4. Gang: Polenta mit Gänseleber, Drautaler Frischkäse und Räucherschotten +++ Extra vermerkt und nochmals vom Maitre angesprochen: Leber von NICHT GESTOPFTEN Gänsen ("...gestopfte kommt Fr. Sonnleitner nicht in's Haus") Die Küche kommt auf Touren! Tolle Konsistenz von Leber und Polenta, exzellentes Geschmacksbild, als textureller Reiz etwas roher Maisgrieß (Polenta) über der Leber. 5. Gang: Gebratene Seezunge mit lauwarmen Gemüse-Brotsalat und Zitronenöl +++ Es lag natürlich an der Portionierung eines Degustationsmenüs, die vollkommen in Ordnung war. In diesem Kontext brachte mich der "Botsalat" mit einem Crouton aber doch zum Schmunzeln. Abgesehen davon einwandfreie Leistung. Der Fisch fein gewürzt und à point, das Gemüse dito. 6. Gang: (stand zur Wahl) Gebratene Kalbsleber in Marillenkernölsaft mit Blattspinat und Mandelpüree +++ Top Gang, klassische Kompostion, einfach super! 7. Gang: Heimische & internationale Käse vom Wagen +++ die Kellnerin kommt mit dem üppig bestückten Käsewagen. Bis dato trat sie nur als Speisenträgerin in Aktion die den Stammgästen auf den beiden Nebentischen immer nach Zubereitugnen und Zutaten der Speisen nachfragen durfte... Ich gebe zu sie unterschätzt zu haben! Am Käsesektor absolut kompetent und souverän bekomme ich eine Auswahl nach Wunsch, von Östererich über Italien, einiges aus Frankreich aber auch Spanien und GB sind schlussendlich auf meinem Teller vertreten. Eine derartige "Großzügigkeit" ist mir auf diesem Sektor noch nich untergekommen - geschweige bei enem Menügang. Die Käseportion ist ausladend, und exzellent 8. Gang (stand zur Wahl): Crêpe mit Haselnuss-Schokoladenpesto, Apfelkompott und Sorbet ++ Nichts zu bemäkeln, Pesto aus Schokolade fällt unter "man lernt nie aus (wie man seine Kinder taufen kann)". Beim Thema Apfel die große Irritation: Ich schwöre bei Gott, sowohl Kompott als auch Sorbet - handwerklich absolut top - schmecken 100 % nach Birne!!! Da ich eingangs beim Maitre hab fallen lassen, dass den ganzen Tag so viel Apfelsaft hatte (sein Vorschlag - vom Wetter - zum Apero!) lag die Vermutung nah, dass ebendieser aufmerksam der Küche die Kunde brachte und Fr. Sonnleitner die Komponenten austauschte. Auf meine Nachfrage wurde dies mit einem Kopfschütteln negiert... schon seltsam wie sehr man danebenliegen kann?? Frau Sonnleitner kam zur Verabschiedung, das Menü wurde mir in gedruckter Form als Erinnerung mitgegeben - schön mit Schleifchen (schon zum Apero eingestellt) - eine nette Geste. FAZIT: Das Haus ist sicherlich ein Fels in der österreichischen Feinschmecker-Brandung Tradition und Kreativität in Maßen lassen kaum Überraschungen zu. Das Preis-Leistungs-Verhältnis für ein 1* Lokal ist bemerkenswert, absolut beeindruckt hat der Käse ergo: Empfehlenswert Restaurant Sissy Sonnleitners Kellerwand A-9640 Kötschach-Mauthen Link zum Restaurant Tel. +43 (47.15) 269 Fax - 16 eMail: sonnl@utanet.at Ruhetage: Montag, Dienstag TIPP: Unter Tags in Kötschach ein Muss, Der Inbegriff von Feinkostladen in Österreich - Herwig Ertl |
AW: Sissy Sonnleitner - Kellerwand - Kötschach-Mauthen / AUT
Hallo André,
vielen Dank für Deinen Bericht. Es war für mich ein willkommener Anlass, mich an meinen schon beinahe vergessenen Besuch im Jahr 1991 zurückzuerinnern. Wahnsinnig viel hat sich offensichtlich nicht geändert: Herzliche Bedienung, gutes Essen und sehr günstige Preise. Ich habe natürlich den Link zum Restaurant benutzt und die Weinkarte überflogen. Salzberg ist teurer wie Chambertin! Kein Zweifel, was ich eher bestellen würde, auch wenn der Burgunder aus dem eher mäßigen Jahr 1998 stammt. Kulinarische Grüße Taillevent |
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