Die Geschichte vom Mehlbeutel.
Die Geschichte vom Mehlbeutel.
Zu spät: Der Wochenmarkt war bereits gestern Nachmittag. Was einigen Marktbeschickern alle zwei Jahre etwas verdrießlich macht: Ihre Tradition muss einer anderen weichen. Heute ist Marktfrieden, und der würdigt einmal mehr die Jahrhunderte alte Tradition eben des Heider Marktes. Das Fest weckt Erinnerungen an die Zeiten, da der Flecken “Up de Heid“ noch das politische, juristische und wirtschaftliche Zentrum der freien Bauernrepublik Dithmarschen war, an jene Zeiten also auch, als Kolumbus gerade nach Amerika unterwegs war, um die Kartoffel nach Europa zu holen. Mit dem historischen Marktfrieden stellte sich die Frage, was denn damals, so vor gut 500 Jahren, auf dem Speiseplan stand. Die Dithmarscher „schlingen ihr Essen ein wie Hunde“, berichtet ein Chronist aus alten Tagen. In der Tat hatten die Dithmarscher eine wirkungsvolle Geheimwaffe gegen den Hunger (und vermutlich auch gegen unerwünschte Eindringlinge): Mehlbeutel. Der Mehlbeutel ist das Dithmarscher Nationalgericht schlechthin. Auch wenn das Gericht nicht für einen Siegeszug auf den kulinarischen Olymp taugt, wird es doch als Relikt und Reliquie aus Urgroßmuters Küche warmgehalten und geschätzt. Es kommt dabei nicht so sehr auf den Gaumenkitzel an, sondern auf den praktischen Nährwert. Und der reicht offensichtlich anno 1500 für den Siegeszug gegen das feindliche Smǿrebrǿt, Junker Slentz und seine Schwarze Garde. Der Mehlbeutel ist heute noch eine erschlagene Angelegenheit, wenn man denn zuviel davon Isst. Denn das ist auch schon das Geheimnis: Man muss viel davon essen, für kleine Portion ist er der Mühe nicht wert. Aber nicht nur das. Die Dithmarscherfühlen sich zwar der Tradition verpflichtet, wissen das Althergebrachte aber mit dem Neuen zweckdienlich zu verbinden: Seit Kolumbus gehören Kartoffeln unbedingt dazu, Gemüse und Schweinebacke oder Kassler ergänzen zudem das Gericht, dürfen aber immer noch nicht sattmachen, den zum Dessert gibt es ja auch noch Mehlbeutel, diesmal mit heißen Kirschen. Jeder hat natürlich sein eigenes Geheimrezept für den schwerwiegenden Traditionskloß. Man trennt vier Eier, verschlägt das Eigelb mit einem halben Liter Milch. 60g Butter und 60g Schmalz werden vorsichtig geschmolzen und dazugerührt. 600g Mehl wird mit 60g Zucker, 100g Rosinen und eine Prise salz vermischt und vorsichtig mit der Eiermilch verrührt. Als letztes wird das steifgeschlagene Eiweiß untergehoben. Die Masse kommt dann in ein kochfestes angefeuchtetes Tuch, das zuvor in der Mitte mit etwas Mehl bestreut wurde. Das Tuch wird verknotet und in einem Topf mit Wasser und Schweinebacke zwei Stunden gekocht. Das schmeckt wirklich! Für ein ausgiebiges Mehlbeutel-Essen können einem weiteren Ditmarscher Tugenden nützlich sein: Mut, Ausdauer und ein Aquavit. :p |
AW: Die Geschichte vom Mehlbeutel.
hallo knorhan, vom mehlbeutel gehört habe ich, gegessen aber noch nie. bis auf das kochen mit schweinebacke werde ich dein rezept aber mal ausprobieren. bin schon gespannt. als österreicher essen wir ja auch gerne gekochtes brot mit ei überbacken. genannt geröstete semmelknödeln und eines meiner libenlingsessen. mal sehen wie sich der mehrlsack schlägt.
danke und kulinarische grüsse. BBW |
AW: Die Geschichte vom Mehlbeutel.
hallo bbw,
habe gerade in meinem restaurant die variante ohne rosinen mit grob geraspelte bitterschokolade die zum schluss untergehoben wird als dessert ausprobiert war hervoragend und gabs noch nie was immer sehr viel spass macht. welche schokolade du nehmen sollst wage ich dir nicht zu sagen "schmunzel". :wink2: |
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