"Autoren- und Cover-Küche"
Ich möchte heute mal eine von J.Dollases FAZ "Geschmackssachen" zur Diskussion stellen.
Herr D. schrieb in diesem Monat über Autoren und Kopieisten in der Küche. Die Frage lautet: Sollten Restaurant-Führer - "Guides" - mehr Wert darauf legen wer welchen Stil "erfunden" hat... und wer ihn "nach-kocht" und dies mit in die Bewertung fließen lassen. Ich persönlich finde den Gedankenansatz sehr interessant, habe mir bis zu weilen nie so Gedanken darüber gemacht, aber anhand seines Winks Richtung Musikindustrie kam ich ins Grübeln... Hat ja was.... Covergruppen feiern ja auch (ausser 1 von 10.000) nicht DIE Erfolge wie die ursprünglichen Songwriter und Musiker... Also - bin gespannt auf zahlreiche Beiträge und eine gelungene Diskussion :cool: |
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Ja,ist eine gute Frage von Dollase.Ich frage mich wer hat eigentlich das Mosaik von Jakobsmuschel und Perigord-Trüffel erfunden?ich habe es in so vielen guten Restaurants schon gegessen,und überall war es top. ;)
Gruß King Crab |
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Zitat:
Hallo King Crab, also wer das erfunden hat, kann ich leider nicht sagen, aber wessen Lieblingsprodukt es ist denke ich zu wissen. Und zwar: Harald Wohlfahrt von der „Schwarzwaldstube“ in Baiersbronn-Tonbach. Hat sich damit u.a. damit den Platz 1 der kulinarischen Hitparade des Gault Millau im 12. Jahr -erkocht Lieben Gruß KingKreole |
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Hallo KingKreole
muß ich Dir Recht geben betreff Harald Wohlfahrt.Dieses Gericht hat aber schon unser lieber Paul Bocuse vor 30ig Jahren gekocht und 1988 wo ich im Imperial auf der Bühlerhöhe gearbeitet habe,hatten wir dieses auch auf der Karte.Und wie wir (fast) alle wissen hatte mein damaliger Küchendirektor Franz Keller jr auch schon beim lieben Paule gearbeitet.Ich finde es eigentlich nicht so tragisch,wenn jemand etwas nachkocht denn es gibt manche die es besser perfektionieren wie der Erfinder oder so..... ;) liebe Grüße King Crab |
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Hallo,
na dann muß ja Harald auch nachgekocht haben. Was heißt Nachkochen? Jeder kocht was irgendwie nach, aber mit seinem eigenen Geschmack. Es gibt Sänger, die unbekannt sind, aber auch Lieder nachsingen und da habe ich auch schon andere Töne als im Original gehört und mitunter sogar noch EDELERE. Liebe Grüße KingKreole |
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Hallo zusammen,
schade eigentlich, dass die Diskussion etwas abdriftet, da es hier, offenbar nicht nur meiner Meinung nach, um eines der wesentlichen Themen der Gourmetkultur geht. Ich selbst unterhielt lange zeit eine Galerie für Avantgardekunst und stehe auf dem Standpunkt, dass Pionierarbeit belohnt werden muss. In vielen Bereichen werden Marken geschützt, leicht verändert gecovert und ebenfalls auf den Markt gebracht. Ob Pharmaindustrie, oder Musik, ob Stahl, oder IT, der Wert des Originals ist meist enorm und wird gerade deshalb stark attakiert. Hierfür gibt es das Markenrecht, das Patentrecht,....... Für gute Rezepte verhält es sich wie bei Linux, jeder darf zufügen, jeder darf mitmachen und keiner kontrolliert den Fortgang. Aber da wir immer wieder vom wirtschaftlichen Standpunkt, den Kosten und dem Verständnis sprechen, sollte man doch einmal darüber nachdenken, was, wann, von wem und wie geschützt werden kann, oder soll. Würde ein derartiger Produktschutz der Küche ansich helfen, oder eher schaden? Wie immer, denke ich, gibt es dafür keine eindeutige und vorallem keine einfache Antwort. Gehe ich wieder zur Pharmaindustrie und deren Praktiken Urwaldpflanzen und deren Wirkung weltweit zu Patentieren, ist die Antwort ganz einfach. Bei Erfindungen hingegen finde ich es unfair, jenes Produkt nachzubauen, kaum Entwicklungsarbeit zu leisten und dann den Markt durch viel Marketing zu erobern. Aber hierfür gibt es ja auch das Patentrecht und deren Fristen. Die wirksamkeit des Schutzes ist eine andere Frage. Die Verwertungsrechte an Rezepten sollten meiner Meinung nach sehrwohl in ein Register eingetragen werden dürfen. Coca Cola schützt sich auch, also warum sollte nicht ein zusätzlicher Anreiz für den kreativen Koch geschaffen werden. Der Autor sollte dann entscheiden, ob und wie er mit diesem Eigentum umgeht. Es steht ihm frei dieses frei zu geben, oder es per Lizenz zu vermarkten. Jeder Koch, der es nachkochen möchte, oder gar verändern möchte, sollte sich dann mit diesem Lizenzinhaber darüber auseinander setzen können. Vielen unserer Autoren in der Kochkunst gehts schlecht und wie in manchen Beispielen dieses Forums gesehen, ist diese Kunstform oft unrentabel. Wie meine Vorschreiber bereits erwähnten, ist es oft garnicht so einfach den Autor zu finden, daher sollte es eine Seite im Internet geben, die hierüber Auskunft gibt. Ich kaufe ja auch Kochbücher in der Hoffnung etwas Neues zu erfahren. Allerdings würden überlieferte Rezepte nach 30 Jahren ebenfalls ihren geschützen Status verlieren. Dies widerum hätte zur Folge, dass ein enormer Aufschwung für tradiertes Gut stattfinden würde. So wäre allen Seiten geholfen und wenn man dann wie bei der Musik die Tantiemen per Zentralorganisation eintreiben würde, wäre dies auch von Vorteil. Ideen sind der Motor der Wirtschaft und sollten entsprechend honoriert werden. Meine Meinung. Andererseits gibt es viele Punkte gegen ein derartiges System. Manche würden einwenden, dass Kochkunst dann noch teurer würde. Dem entgegne ich, dass ein derartiges System natürlich eine gewisse Akzeptanz des Konsumenten voraussetzt. Manche würden meinen, dass ein unkontrolliertes System, ohne Abgaben kreativer ist, gerade am Beispiel Linux. Dem kann ich entgegen halten, dass Linux zunehmend lizensiert wird und erst seit jener Professionalisierung auch wirklich gut läuft. Übertragen auf ein kulinarisches System glaube ich Analogieen feststellen zu können. Darüber hinaus steht es jedem Autor frei seine Rechte frei zu geben, oder sie erst garnicht zu registrieren. Meine Mutter nahm vor Jahren an einem Kochkurs teil. Ihre Lehrerin merkte schnell, dass sie gegen meine Mutter kulinarisch wenig entgegen halten konnte, also befragte sie meine Mutter und entlockte ihr nach und nach einige Rezepte, die teilweise seit Jahrhunderten in meiner Familie zusammen getragen wurden. Daraus machte sie fast eins zu eins ein Kochbuch, fügte etwas hinzu und verkaufte dieses Kulturgut bestens. Meine Mutter gab dieses Wissen freiwillig. Ein Koch, der seine Schüler aufnimmt, tut dies ebenfalls mit dem Bewußtsein, seine Ideen zu verbreiten. Diese Schüler arbeiten ja auch oft für sehr wenig und so meine ich hat sich ein derartiges System bei den Köchen längst eingeschlichen. Covere ich, so sollte ich dies wenigstens zugeben und wenn notwendig bezahlen. eine deratige umstellung würde viel Marketing und Koordination mit sich bringen und da fällt mir die EU ein, die ja eh alles reglementiert. Scherz bei Seite, selbst diese wäre zu wenig global aufgestellt. Freue mich auf andere Sichtweisen: bbw :D |
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Hallo Black-Brown-White.
Zitat:
Das größte Problem dürfte in der Definition bzw. Abgrenzbarkeit liegen. Was ist ein wirklich neues Rezept ? Sind Jakobsmuscheln mit Trüffeln etwas so wahnsinnig innovatives ? Darüber kann man sicher streiten. Die eigentlichen Basics, die meines Erachtens einen solchen Schutz via Lizensierung in Anspruch nehmen könnten, sind alle längst erfunden. Der erste, der auf die Idee kam, ein Produkt in eine Panade zu hüllen, der hat etwas wirklich grundsätzlich neues entwickelt. Die Idee Teig dünn auszurollen, zu füllen und damit den Strudel in' s Leben zu rufen - ich denke sein Platz im Kocholymp ist ihm gewiss. Es gibt unzählige solcher elementaren "Archetypen" der Küche, der Rest ist nur mehr oder weniger Variation von altbekanntem. Es gibt so gesehen nichts wirklich Neues unter der Sonne. Aber bleiben wir noch einen Moment bei dem Beispiel: Muß ich eine Lizenzanfrage an Meister Bocuse richten, wenn ich mich dazu entschließe, statt der Trüffel Morcheln zu nehmen ? Oder gehen wir einen Schritt weiter, und nehmen Herzmuscheln und Steinpilze. Ich denke, das dürfte sehr schwierig abzugrenzen sein. Gruß Karl |
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Hallo Karl,
dass es nicht einfach sein dürfte eine entsprechende Basis zu definieren möchte ich nihct bestreiten. Diese muss als Ausgangspunkt definiert werden und erst dann sollten Kriterien erhoben werden, die eine entsprechende Patentierung zulassen. Wie beim Patentrecht ist das natürlich keinesfalls einfach, aber hinsichtlich der weiterentwicklung von neuen Speisen bin ich nicht ganz so pessimistisch wie du. natürlich spilene sich diese Innovationen weniger in so grundlegenden wie Panade als Neuerung ab, vielmehr sind es die Verfahren und wirklich kreativen Kombinationen, die einen derartigen Schutz verdienten. Siehe Sacher und deren Torte, der Streit darum war bahnbrechend für ein Verständnis was Kochkunst eigentlich bedeutet. Ich selber hatte früher eine Galerie für Avantgardekunst und da kommt es ganz besonders auf die Idee, bzw. deren Urheberschaft an. Ich als Exgalerist tu mir mit dem Definieren von Kunst ansich besonders schwer, bei der Kochkunst, die ich bewusst so bezeichne, verhält es sich ähnlich. Ich verstehe darunter auch nur echte Autorenköche, keine Nachahmer. Aber man muss hier wohl abermals unterscheiden, zwischen denen, die ernnsthaft ein gericht vervollkommnen wollen und jenen die schlicht nachkochen. Widerum schwierig auseinader zu halten, aber notwendig. Versteh mich nicht falsch, ich glaube nicht an ein derartiges System, weil es eben schwer machbar ist und weil es eine sehr grosse Gesamtanstrengung aller bedeuten würde, aber denkbar scheint mir dies trotzdem. Ich denke nicht dass die Köche dieser Welt, welche zweifelsohne einzubinden sind, sich über auch nur irgend etwas einigen könnten, oder dass manche geschäcklerischen Unterschiede schlicht beim einen Schutzenswert und beim Anderen nicht erscheinen werden. Grauzonen gibts zu genüge, doch denke ich, dass manche, nchdem sie sämtliche Länder dieser Wlet durchgekaut haben, eine andere Küche entwickeln können, oder schon dabei sind diese zu entwickeln. Mir geht es auch stark um den Willen eines jeden Koches, der versucht etwas kreatives hervor zu bringen und dann als Belohnung, bekommt er zumindest den Platz des Erfinders, auch wenn es niemand nachzukochen im Stande ist. Ich sehe in der Schokoladenbranche viele technische Neuerungen, die solide Arbeit furchterregender Weise ablösen könnten und deshalb muss man mit aller Kraft dagegen Halten und den wirklich Kreativen, nicht auf den Massenmarkt ausgerichteten Spezialisten eine Chance geben. Genmais ist patentiert, manche versuchen gerade neue Kakaosorten zu patentieren und da ziehe ich eine Grenze. Diese ist rein subjektiv und möglichweise willkürlich, aber ich will keine gentechnisch veränderten Kakaos, die alle anderen verdrängen. Also versuche ich mit meinen Mitteln die Autorenschokolade zu vertreiben. Damit bin ich noch weit von einer möglichen Patentierung dieser entfernt. Da dies aber auch die Waffen von Monsanto,.... sind, sollte man dann schon wenigstens schneller dran sein, denn kreativ sind derartige Unternehmen auf Produktebene selten. Bisher habe ich diesen Aspekt bewusst ausgespart, gebe ihn allerdings zu bedenken. Darüber hinaus um wieder von der Schokolade weg zu kommen, erfahren wir durch die Wissenschaft auch zunehmend mehr über jene Zusammenhänge die möglicherweise tatsächlich zu Neuem führen können. Wie oft hab ich eine Biogans doch nicht weich gekriegt, trotz der vielen Tricks und seitdem ich Ananassaft vorher infundiere, klappt es wunderbar. Das Wissen stammt aus der Forschung. Aber welchen Anreiz hat die Wissenschaft zumeist? Geld von der Industrie und eine entsprechende Autorenschaft durch Kochkünstler würde hier eine ausgleichendere Funktion ausfüllen. Naiv ja, aber ich denke es gibt immer was Neues, sonst müssten wir darüber nicht diskutieren. |
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