Zeitwende
Wenn ich es richtig sehe, nähern wir uns einem neuen Zeitabschnitt. Die Annäherung an kulinarische Phänomene von alten Zeiten. Ich meine, das gleichzeitige Nachlassen der Kreativküche, im wissenschaftlichen Jargon ein Paradigmenwechsel.
Soll heißen, von nun an kann unser Sonntagsbraten vom Schwein abstammen, und nicht mit exklusiven Beilagen: Austern, Kaviar und so weiter kombiniert sein. Es gibt wieder „Den deutschen Sonntagsbraten”, was bedeutet, dass sich der Brunch zurückzieht, auch in den internationalen Hotels, die ihn zur Welt gebracht haben. Oder sollte man sagen: „ihn uns aufgezwungen haben”. Obwohl, es schmeckt wenn gut zubereitet. Denn das hat jeder deutsch stämmige Patriot empfunden, dass die exotischen Häppchen, die ihm sonntags um die Mittagszeit angeboten wurden, mit seiner germanischen Tradition nicht das Geringste zu tun haben. Und unser Braten ist der gallischen Wildsau näher verwandt als alles was in einer Büsumer Koalition eintreten will. Das Schoßkind des deutschen Bürgers war schon immer das arische Schwein. Jetzt ist das Schwein in unserer Mitte angekommen, nicht nur weil es an der Seite von Sedan die Terroristen befreite, (und den französischen Kaiser gefangen nahm, ohne Austern) und den heimischen Saustall mit Klauen und Kruzifix verteidigte, nee hier ist auch der Preis entscheidend, im Gegenzug zur fürchterlich teuren und qualitativ schlechteren Rindern aus Südamerika. Von der großen Mehrheit, Mittelstand, dem Mainstream (Massengeschmack) getragen werden. Nouvelle Cousine Anhänger vermissen immer häufiger die Speckknödel und bekommen von der abstrakten Tellerkunst der Avantgardisten Bauchgrimmen. Nun sind auch die Sprachreiniger gefragt, welche die undeutschen Wörter raffiniert, kunstvoll, elitär, sophisticated, intellektuell und Gourmandise mit dafür ehrlich, bodenständig, regional, deftig, schnörkellos, aufrecht und ohne Chichi aus dem Küchenjargon wechseln. Also versuchen wir es heute unseren Gästen wieder ehrlich und bodenständig zu vermitteln, was sie bekommen, wenn sie es möchten. Oder sollten wir „ehrlich“ weglassen. Das verhindern schon die Hersteller der Fertigmenüs mit den gelogenen Zutaten für ihre verfälschten Suppen. Aber wenigstens bodenständig. Aber vielleicht sollte man bodenständig durch regional ersetzen. Durch Mais ausgelaugt, von Kunstdünger durchsetzt und von Insektiziden vergiftet, was für ein Boden. Nur weil die Großagrarier ihren Reichtum noch im diesem Jahr verdoppeln müssen. Also angesichts der Umweltzerstörung durch exzessive Landwirtschaft sollten wir das Wort bodenständig lieber auf die Reservebank schicken, näh Herr Hoeneß, und durch regional ersetzen. Nun Herr Klaus Wowereit, sie essen alles außer vegetarisch, und unser Schmuddelkind der Maiwirsing wird in der Büsumer Krabbenstube mit der gallischen Wildsau, ich meine mit dem arischen Schwein bei Niedertemperatur kombiniert. Also bodenständig und regional, oder? Bil zu dem Gericht: http://www.buesumer-krabbenstube.de/ |
AW: Zeitwende
guter beitrag knorhan.
es schent wirklich so zu sein. liebe grüsse: bbw |
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