Feinschmecker entdecken Blumen für die Küche
Kiel – Die Biene fliegt auf Blüten – warum nicht auch der Feinschmecker? Längst haben Profiköche die Blume für den Teller entdeckt. Jetzt zieht bunte Pracht aus Natur und Garten auch in die Hobbyküche ein – nicht nur als Dekoration für ein exotisches Mahl, sondern auch als Würze für deftige Gerichte. "Die meisten Blüten sind essbar. Allerdings schmeckt nicht jede", sagt Wolfgang Roth, Gartenbauberater der Landwirtschaftskammer in Kiel.
Und um es vorweg zu nehmen: Im Zweifelsfall, ob sie bekömmlich ist, lässt man die Blüte lieber am Stängel, bevor sie den Esser irritiert. Wer allerdings Sinn für Blumiges auf dem Teller hat, für den decken Frühjahr und Sommer den Tisch. Gänseblümchen, Löwenzahn und Holunderblüten, Ringelblume und Kapuzinerkresse sind nicht nur hübsches Beiwerk. "Gänseblümchen haben ein feines Kräuteraroma und enthalten zum Beispiel viel Vitamin C", erläutert Roth. Sein Tipp: Auf Quark oder auf Suppen und deftigen Eintöpfen schmecken gehackte Gänseblümchen besonders gut. Die großen gelben, orangefarbenen und roten Blüten der Kapuzinerkresse sind beim Hineinbeißen knackig und süßlich-scharf. Gelber Löwenzahn dagegen schmeckt im Ganzen eher bitter. Allerdings lassen sich die zarten gelben Blütenblätter unkompliziert zu aromatischem Sirup oder Gelee verarbeiten. Das gilt auch für Kamille, die sonst eher als heilender Tee bekannt ist. Auch typische Gartenblumen haben kulinarische Qualitäten. Obenan steht die Rose. Die Blütenblätter duftender Sorten sehen auf dem Teller nicht nur edel aus. Sie entfalten das unverwechselbare Aroma auch auf der Zunge. Um daraus Gelee zu kochen, braucht man allerdings viele Blüten – und wer erntet gern die ganze Pflanze ab? Für ein aromatisiertes Getränk reichen allerdings schon wenige Exemplare. Roth: "Man kocht die Blütenblätter ganz kurz in entkalktem Wasser auf, lässt sie erkalten, nach Belieben ziehen und seiht ab. Hübsch sieht es aus, wenn man ein paar frische Blütenblätter auf dem Rosenwasser in einer Glaskaraffe schwimmen lässt." Verspielte Fuchsienblüten sind ebenfalls genießbar, wenngleich nicht sehr aromatisch. Man knipst grüne und braune Teile ab, bevor sie als Dekoration auf dem Teller landen. Kandiert sind sie angeblich eine Gaumenfreude. Von Begonien und Dahlien darf sich der Gourmet getrost zu Experimenten verführen lassen. "Begonienblüten sind besonders knackig", weiß Gärtnermeister Wolf-André Schmidt aus Klein Barkau. Die ausgezupften Strahlenblüten von Dahlien schmecken fein-säuerlich im Salat. Allerdings hat nicht jede Sorte gleich viel Geschmack. Vor dem Servieren lohnt sich der Test im Blumenbeet. Einen Haken hat die Sache allerdings. Schmidt: "Alles, was mit Pflanzenschutz behandelt oder stark gedüngt ist, gehört auf keinen Fall aufs Essen!" Was tun, wenn man nicht weiß, ob die die Pflanze in der Gärtnerei behandelt wurde? "Abwarten und dann nur die nachwachsenden Blüten verwenden", sagt er. "Nach vier Wochen haben sich mögliche Pflanzenschutzmittel abgebaut. Grundsätzlich sollte man nur Blumen auf den Teller bringen, die man längere Zeit selbst gepflegt hat oder die in der Natur fern von Straßen oder gespritzten Feldern wachsen." Tipps, wie man mit Blüten und Knospen Speisen verschönert, sie zu pikanten Beilagen oder aromatischen Getränken verarbeitet, gibt zum Beispiel das Wald- und Wiesenkochbuch, Verlag Ludwig München, ISBN 3-7787-3884-4 via Kieler Nachrichten |
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ESSBARE BLÜTEN UND BLÄTTER
Zu den optisch reizvollsten Zutaten in der Küche zählen zweifellos frische, essbare Blüten. Die kulinarische Verwendung von Blüten hat eine lange Tradition und wird erstmals 140 v. Chr. schriftlich erwähnt. Im Fernen und Mittleren Osten ist der Gebrauch von Rosen- und Orangenblüten in der Küche von alters her verbreitet. Im Mittelmeerraum werden gefüllte Zucchiniblüten frittiert oder geschmort als Vorspeise gegessen. Die reizvollen Blüten von Lavendel, Rose, Kapuzinerkresse, Jasmin und Orange sind ideal zum aromatisieren von Sorbets, Eiercremes, Marmeladen, Bei Blüten, die mit Nahrungsmitteln in Berührung kommen, sind ein paar wichtige Regeln zu beachten. Es dürfen nur essbare Blüten wie die zum Beispiel hier abgebildeten verwendet werden. Sie müssen außerdem ohne Pestizide oder andere chemische Hilfsmittel kultiviert worden sein. Im Laden gekaufte Blumen sind meistens chemisch behandelt. Am besten sind solche aus dem eigenen Garten oder aus anderer verlässlicher Quelle, wo ohne giftigen Pflanzenschutz gearbeitet wird. Auch wenn die Blüten nur zu Dekorationszwecken genutzt werden, sollten sie zum Verzehr geeignet sein. Im Zweifelsfall erkundigt man sich beim örtlichen Gartenamt oder beim zuständigen Pflanzenschutzamt. Blüten aus dem eigenen Garten sollten möglichst am frühen Vormittag bei trockenem Wetter gepflückt werden. Nach dem Pflücken werden sie kurz unter einem sanften Wasserstrahl kalt abgebraust. Da die Blüten rasch welken, pflückt man sie nach Möglichkeit nur einen Tag im vor aus. Kleine Blüten werden ganz verwendet; bei Blüten mit hartem Innenteil, wie zum Beispiel Korbblütlern, nimmt man nur die zarten äußeren Blütenblätter; der weiße untere Teil der Blütenblätter wird entfernt, weil die fertige Speise sonst vielleicht bitter schmeckt. Viele Blüten, so auch Lavendel, Hibiskus und Rosenknospen, können für eine spätere Verwendung getrocknet werden. Getrocknete Blüten sind ideal zum aromatisieren von Zucker. Dazu werden sie fein vermahlen und dann im Verhältnis 1:4 mit Zucker vermischt. Diese Mischung lässt man anschließend mindestens einen Monat ziehen, damit sich das Aroma voll entfaltet. Frische Blüten wiederum werden zum Aromatisieren von Butter verwendet. Man wickelt Butter in ein Stück Musselin, legt sie in eine Schüssel mit Blütenblättern und lässt sie darin über Nacht an einem kühlen Platz durchziehen. Am besten schmeckt die feinwürzige Butter zum Frühstück auf dünnen Brotscheiben mit Blütengelees und –Marmeladen oder auf Gebäck zum Fünfuhrtee. Konfitüren und Gelees sowie von Likören, Weinen und Tees. Die Blüten von Kornblumen, Pelargonien, Chrysanthemen und Ringelblumen haben dagegen kaum Eigengeschmack; bei ihnen steht der dekorative Effekt im Vordergrund, der die Phantasie eines jeden Kochs beflügelt. . Das Handbuch für die Küche Bei Christian-Verlag |
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