Erfahrener Benutzer
Registrierungsdatum: 22.06.2005
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AW: Gastronomie Immobilien
Hallo Scrat,
ein sehr interessantes Thema, die Erfolgsfaktoren einer Gastronomieimmobilie.
Ich selbst war früher auch einmal Immobilienmakler und jetzt bin ich Schokoladenhändler, also wenn du willst auch teilweise ein Gastronom.
Ich suche gerade eine solche Immobilie und deshalb interessiert mich dieses Thema brennend.
Als alter Marketer muss ich allerdings sagen, dass es die Gastronomieimmobilie sicherlich kaum gibt.
Je nach Zielgruppe und Ausrichtung ist es für den einen besser an der Autobahn zu arbeiten und beim anderen ist es halt die Innenstadt, oder das Ausflugsziel. Ich suche Innenstadtlagen, die sowohl von Touristen, wie auch von Einheimischen frequentiert werden. In Österreich habe ich einen Laden, der all diese Erfolgsfaktoren optimal erfüllt. Momentan suche ich für entweder Salzburg, oder Hamburg, oder Freiburg, oder Heidelberg.
Ja ich überlege, den Sitz zu verlegen, nachdem Hamburg aufgrund der vielen Makler ins astronomische schoss. Für eine halbwegs Lage muss ich hier zwischen 250 und 400 Euro je qm ablegen. Deshalb die Überlegung gleich in ein, ich sags mal, kulinarisch interessanteres Gebiet zu gehen.
Die drei verglichenen Städte (Salzburg, Heidelberg und Freiburg) sind alle in einer gewissen überschaubaren Grösse von den Städten her, sie alle sind in wirtschaftlich prosperierenderen Lagen als Hamburg, sie alle verfügen über schöne, besuchenswerte Altstädte und alle drei lassen sich mühlelos mit dem Image eines Schokoladenhandels vereinbaren. Dazu kommt noch, dass die Mieten dort zwar auch nicht gerade günstig sind, aber auch aufgrund der altstädtlichen Nähe, kann ich mit entsprechend Frequenz rechnen.
In Hamburg müsste ich mich, falls ich rein mit Touristen operierte, nahe den Landungsbrücken, Reeperbahn, Rathaus, oder Jungfernstieg plazieren.
Manche Lagen sind schlicht zu teuer, wie die des Jungfernstieges und des Rathauses, andere, wie die Reeperbahn dem exklusiven Image meiner Schokoladen nicht zuträglich. Die Landungsbrücken sind eine einzige grosse Imbissbude und die Erwartungshaltung der Touristen ist eher Fisch, als Schokolade.
Kommmt man hingegen nach Salzburg, erwartet man fast schon sowas wie eine Mozartkugel,...
Einr weiterer Grund warum ich eventuell aus Hamburg wegziehe sind die Chancen in einer Stadt, die Marabou als das non plus ultra empfindet und aufgrund der konservativen Ernährungshaltung schwer von dieser Position zu bewegen ist. Ich verkaufe in Hamburg gut, denke aber dass mir kulinarische Hochburgen wie Freiburg besser täten.
Ein ganz wichtiger Aspekt innerhalb dieser Ausführungen ist der jenige, der Kaufgewohnheiten. In Hamburg kaufen die Einheimischen fast nur in ihrem Bezirk, einer dorfähnlichen Gemeinschaft. Manche Sachen aber in der Innenstadt, oder in bekannten Einkaufszentren.
Das muss man wissen, sonst kanns blöd werden.
In Oberösterreich scheinen alle am Freitag Nachmittag in die Einkaufszentren rund um die Städte zu fahren und da kann man dann den Laden, an diesem Tag, fast dicht machen, wenn da nicht die Touristen wären. Am Samstag trifft man sich hingegen in der Altstadt.
Ein Freund von mir, plazierte seinen Cigarrenladen fast schon am Jungfernstieg, in den Colonaden und macht trotzdem kein Geschäft, weil er eines nicht wusste:
früher waren die Colonaden das Zentrum, dann aber verrufen und deshalb geht auch heute kaum ein Hamburger in diese Straße, obwohl sie praktisch, oder fast eine Verlängerung des Jungfernstieges ist und er tatsächlich an der Ecke arbeitet.
Das sind die erfolgsentscheidenden Faktoren.
In neuen Wall hingegen ist Kaufkraft von Einheimischen, wie Touristen, aber die Mieten sind dort unerschwinglich.
Ich trau mich bei meiner Auswahl, auch deshalb nur auf Stäste, die ich genau in dieser Differenziertheit beurteilen kann, oder zumindest Freunde habe, die diese Rolle für mich übernehmen.
Ausserdem sind Baustellen ein ewiges Problem, sowie vorhandene Bande zu anderen Händlern, oder Gastronomen.
Ein bekannter von mir setzte sich, weil er dachte in Wien neben das schwarze Kamel, einer wiener Institution mit sehr guter und innovativer Köchin.
Touristen finden dieses Lokal nicht. Er plazierte sich eben daneben und hoffte auf Kundschaft. Vergebens, denn wenn einer das schwarze Kamel sucht, dann will er nur dort rein und wenn es voll ist kehrt er um.
Dann ist für mich die Grösse der Immobilie und deren Schnitt nicht gerade unwichtig. Von den Kosten einmal abgesehen, die zB. durch eine zugross gewählte Räumlichkeit zustande kommen, ist es die Athmosphäre, die ein Raum ausstrahlt.
Ist er akustisch erträglich, sind die Flächen gut zu erreichen und vor allem zu nutzen, kann ich mein Corporate Identity dort überhaupt verwirklichen,...
Dann noch die amtlichen Abnahmen, wer kennt die nicht im Gewerbe, sind die Toiletten ausreichend, gibt es eventuell einen Fluchtweg, wie können die Waren angeliefert werden und wann!!!!!
All das sind Fragen die beim erwerb, oder bei der Anmietung im Vorfeld eine nicht zu unterschätzende Rolle spielen.
Dies ist nur ein kleiner Auszug aus den Möglichen Varianten.
Für mich ist die Lage der Verkaufsräumlichkeiten eine Frage des Marketings.
Balzaccaffee plaziert sich immer in Büronähe, Spitzenköche brauchen exeptionelle, meist nicht zentral gelegene Standorte, oder kochen in Hotels,...
Schönen Gruß:
bbw
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