Gast
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AW: Eine Lanze für das Bodenständige
Hallo Leckerbeck,
zunächst einmal meinen Dank für deinen Beitrag - ich hatte schon Angst, daß niemand meine bescheidenen Überlegungen wahrnimmt außer KingKreole.
Zu den von dir angeführten Punkten will ich ein paar Betrachtungen folgen lassen: Zeit und Kosten.
Der Mensch ist bekanntlich, was er ißt. Diesen ebenso alten wie wahren Satz will ich einmal als Leitmotiv aufgreifen.
In der Tat - Kochen hat mit Zeit und Muße zu tun. Es kann geradezu meditative Elemente mit sich bringen, allerdings nur, wenn man richtig an die Sache herangeht. Ich habe alle Zeit der Erde, die Frage ist doch wie ich sie einteile. Viele Zeitgenossen treibt die Angst um, irgendetwas zu versäumen während sie in der Küche sitzend Gemüse putzen. Ich versäume nichts, im Gegenteil ich gewinne etwas - Entspannung und Meditation. Hektik beim Kochen muß in einer privaten Küche wahrlich nicht sein, im Gegenteil, das ist eher kontraproduktiv.
Ich greife einmal das von dir gewählte Beispiel der Tomatensuppe auf. Außer in der Saison, fährst du mit Dosentomaten besser als mit den eher geschmacklosen F1-Hybriden, die in der Krankenhaus ähnlichen Sterilität moderner Treibhauskultur herangereift sind. Resistent gegen Tod und Teufel, schön anzusehen, wochenlang haltbar, nur dummerweise ohne Geschmack.
Aber zurück zur Suppe. Die Tütensuppe hat einen Gemüseanteil von sagen wir mal 10 Prozent - wenn' s hochkommt. Einen bunten Cocktail an Stabilisatoren, Farbstoffen, Antioxidantien, Geschmacksverstärkern etc. gibt' s noch dazu. Zubereitungsdauer ca. 5 Minuten.
Jetzt unsere frisch gemachte Tomatensuppe: Das heißt 1 Zwiebel schälen und hacken, Knoblauch schälen und hacken und im Falle frischer Tomaten, diese zu waschen und in Stücke zu schneiden.
Dafür brauche ich ca. 15 Minuten. Jetzt kommt das ganze mit Gewürzen und Gemüsebrühe in einen Topf und blubbert gemütlich vor sich hin. In der Zeit kann ich gemütlich Wäsche aufhängen, Hemden bügeln oder eine Runde fernsehen.
Unterm Strich: Von 24 Stunden des Tages habe ich 15 Minuten in die Zubereitung des Essens investiert. Die Kosten dürften nicht unverhältnismässig höher sein als für die Tüte.
Das Ergebnis dürfte sich hinsichtlich Geschmack und gesundheitlichem Nutzen gewaltig unterscheiden.
Ich greife noch ein anderes Beispiel auf, da diese Produkte sehr viel gegessen werden: Pommes und Chips. Ist es eine solch erdrückende Bürde eine Kartoffel zu schälen und in Stifte zu schneiden bzw. auf einem Gurkenhobel in Scheiben zu schneiden ?
Noch eins, weil gerade so schön ist : Kartoffelpürre. Ein Päckchen aufreißen, in heiße Milch einzurühren geht Ratz-Fatz, keine Frage. Es ist auch geschmacklich akzeptabel.
Aber ein Püree aus frischen Kartoffeln macht bis auf das Schälen auch nicht nennenswert mehr Arbeit, und ich weiß was drin ist. Das ganze mit einer Hand frischer Kräuter aus dem Garten aufgemotzt, und man hat fast schon ein Feinschmeckergericht auf dem Teller.
Fazit: Ich denke es ist weder der große Zeitaufwand noch die Kosten, es ist oftmals schlicht Faulheit und Bequemlichkeit. Einer guten Ernährung wird ein zu geringer Stellenwert im Leben eingeräumt. Die Verluste, allein in geschmacklicher Hinsicht, werden in Kauf genommen, oftmals deshalb, weil man das "echte" nie kennengelernt hat.
Abschließend noch ein Gedanke zum Kostenthema:
Wenn ich versuche mit den Jahreszeiten zu kochen und weitgehend auf regionale Produkte zurückgreife, dann koche ich mit Frischware definitiv billiger, wie mit der praktischen Fertigkost.
Konkret heißt das, daß ich jetzt keine Erdbeeren kaufe, sondern warte bis deutsche Ware angeboten wird. Dieser "Verzicht" wird durch die Pestizidthematik spanischer und marokkanischer Ware relativ leicht gemacht. Im Winter kaufe ich keine Tomaten und keinen Salat, weil er bei uns halt nicht wächst in dieser Jahreszeit. Schwarzwurzeln, Kohl und Äpfel hingegen bekomme ich zu sehr günstigen Preisen. Diese Erkenntnisse kombiniert mit Errungenschaften wie Tiefkühltruhe und Einweckglas lassen einen bequem durch das Jahr kommen.
Die Erzeugnisse aus eigenem Garten komplettieren die Palette.
Gutes kann so einfach sein. Man muß es nur wollen.
Gruß
Karl
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