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Alt 06.01.2006, 16:46   #3
Micha26
Gast
 
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AW: Zaudern

Das ist doch genau das typische: Die im Norden sagen, achja, in Italien klappts natürlich (obwohl das vorher niemand gedacht hätte), weils da wärmer ist und die Pizzen so gut, in Irland (das Kneipenland schlechthin, viele "Trinker") klappts halt auch irgendwie, da spielen halt Musiker, und sowiso ist halt nen kleines Land, in Skandinavien, Norwegen, Finnland irgendwie auch, da ist die Gastronomie halt anders, in Großbritannien wird es auch irgendwie klappen, ist halt ne Insel, New York auch, naja ist halt ne Großstadt – nur bei uns klappts nicht, wir haben nicht soviele Attraktionen, nur den Rauch? Das glaube ich manchmal nämlich auch.

"Die Mentalität in Italien ist eine andere"? Also vor dem Rauchverbot galt Italien als DAS Land in dem Bürger auf jedes Gesetz pfiffen und dort in Scharen antraten wo rauchen verboten war – nun begrüßen 90% das Verbot, und es gab nichtmal viele Strafen, es ist nichtmehr wegzudenken. Easy going. Was einfach in irischen Pubs, aus denen vorher Rauch nicht wegzudenken war, klappt, im kalten Norden und selbst bei den gesetzesuntreuen Italienern, klappt überall.

Grund für den Pessimismus ist doch nur die Angst vor Verlusten die einem immer eingeredet wird, und Grund ist auch das typisch deutsche Zaudern nach dem Motto: Naja, wir überleben ja gerade so, und lieber das behalten, als die Chance auf Neues und mögliche Zuwächse. Und es könnte ja, womöglich, eventuell, wahrscheinlich, vielleicht einer meiner Stammkunden nichtmehr kommen; es kämen zwar gleichviel neue, aber lieber den einen behalten, bzw. im keine Veränderung zumuten.

1) welche "Umbauten" sind denn erforderlich wenn lediglich die Aschenbecher von den Tischen geräumt werden? Keine, Null. Was machen die Gastronomen zur Zeit ohne Rauchverbot, bei der "freiwilligen Verpflichtung"? Sie investieren in Trennung ihrer Gäste, bauen Wände ein, viele kaufen sich sogar neue achso-tolle noch teurere Lüftungsanlagen – das kostet doch. Und in 5 Jahren können sie diese Investition in den Tee drücken.

2) Alle Ländern, alle praktischen Erfahrungen zeigen das Gegenteil der Dehoga-Propaganda, warum sollte die Rauchfreiheit in Deutschland plötzlich Bars und Kneipen schaden wenn es nirgends anders so war; und wer nicht auf Statistik steht soll halt nach Dublin oder Limerick fahren, nach Rom oder sonstewo aufs Land

3) immer mehr Leute bleiben weg aus Kneipen und Bars – das schädigt doch; der Rauchgehalt bleibt gleich, nur gibt es mehr Nichtraucher

Also tut mir Leid ich weiß wirklich nicht was an einer klar geregelten Rauchfreiheit – im Gegensatz zu den jetzigen Zuständen – schädlich sein soll. Es ist klar, einfach umzusetzen, jeder verstehts, es wird selber kontrolliert, und Rückgänge gibts auch nicht. Lediglich die Kosten für ständig laufende Lüftungen fallen weg, und die Angestellten können auch wieder besseren Service leisten – wer kann schon ständig im Rauch arbeiten und dabei beste Leistung bringen? Was soll denn geregelte Rauchfreiheit für "Probleme" bringen? Nur weil der Dehoga (der vielleicht gerademal 20% der Wirte vertritt) das gerne erzählt, schon seit 10 Jahren gegen Nichtraucher schießt, und schon 2003 sagte, Lokale hätten schon "40% Nichtraucherbereiche", und sich gerne Untergangsszenarien enbildet und posaunt um von konstruktiven und klaren Lösungen abzulehnen? Warum tut er das? Weil er nicht das berichtet was tatsächlich passiert ist und passieren würde (wo sind die seriösen Berichte über nicht zurückgehende Umsätze in Irland, New York, Skandivien, Italien etc.?) sondern das, was seine Mitglieder hören wollen – das Rauchfreiheit schädlich ist. Warum wollen die Mitglieder dies hören? Weil Wirte zu 80% selber rauchen. Und dann wird halt regelmäßig, ohne Angabe von Quellen und Belegen, behauptet: ja, irgendwo gäbe es irgendwie in Irland, da doch einen Wirt der irgendwie ja doch Rückgänge von "80%" hatte, "erzähle man so". Das die Rückgänge vor dem Rauchverbot in Irland 15% betrugen wird nicht gesagt; abgesehen davon gibt es immer Rückgänge, ob mit oder ohne Rauch.

Vorhersage: Wenn auch das letzte EU-15 Land alle Arbeitsplätze rauchfrei gemacht hat (incl. Bars und Kneipen) wird man in Dt. immer noch ausweichen und sagen: Ja, bei denen klappt es natürlich, aber bei uns, naja, mmmh...ne das geht nicht. 'Können wir nicht machen, die Wirte wollen drinnen selber rauchen.

Und da die Gastronomie von sich aus nichts tut – Nichtraucher"tische" sind doch lächerlich, und in Bars und Kneipen unsinnig –, obwohl es seit 4. Jahren gastrotechnisch bergab geht, brauch sie sich u.a. auch nicht wundern das es keinen Aufschwung gibt, der kommt nämlich nicht von alleine.

Die Gastronomie redet auch gerne von den hohen Betriebskosten, investiert aber gleichzeitig in stromfressende, teure Lüftungsanlagen (die man in Irland nicht braucht) und nimmt höhere Ausfallzeiten der Angestellten in Kauf – wie passt das zusammen?

Wenn ich jetzt in ein beliebiges Restaurant gehe, finde ich dort mehr Aschenbecher als Stühle, vielleicht noch den Angestellten der grade pausiert und an einem der Tische raucht, und frage mich dann doch, auf was der Inhaber bei der ganzen zurückliegenden Diskussion – 80% wollen rauchfrei essen, 75% rauchen nicht – denn wartet, und warum er glaubt, das Gäste, die zu Hause ganz normal rauchfrei essen können, denn bei ihm Geld ausgeben sollen? Oder geht es ihm nur darum nichts zu verändern, und darum, das seine Angestellten drinnen rauchen können? Aber achja, stimmt, es gibt ja da die Vereinbarung: im März 2008 will er dann etwas tun. Solange braucht er nämlich um die Hälfte seiner Aschenbecher am Mittag nicht auf die Tische zu stellen, um damit wenigstens ein bißchen die 75% der Nichttabakkonsumenten anzusprechen.

Wie lange will man warten bis man etwas tut? Bis es 2035 nur noch 5% Raucher gibt, die sich alle in den Kneipen rumtreiben, und die Wirte sagen, sie wollten "ihre Stammkunden, die alle rauchen" nicht verlieren?

P.S.: wer auf den Aufschwung wartet ohne etwas zu tun, kann lange warten
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