Erfahrener Benutzer
Registrierungsdatum: 22.06.2005
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AW: Kinder sollten Kochen lernen, aber von wem?
Lieber Karl, es freut mich, dass du mit meiner Meinung über die Situation übereinstimmst, doch bin ich nicht ganz so pessimistisch was die Zukunft betrifft und denke, dass wir noch Chancen haben! Als Beweis einer gewissen Renaissance des Kochens möchte ich nur die zahlreichen und erfolgreichen Sendungen im Fernsehen deuten. Offensichtlich gibt es ein breiteres Interesse an diesem Thema, auch wenn passives Konsumieren noch lange nichts mit aktivem und kreativem Kochen zu tun hat. Dieser Schritt wird galube ich manchen erschwert weil er in seinem Haushalt so vieles nicht hat und Essen gehen daher billiger erscheint. Als ich mein geliebtes Buch El Bulli 3 aufschlug und versuchte auch nur ansatzweise was daraus zu machen, stieß ich gewaltig an meine Grenzen. Nicht nur, dass ich eher Grobmotoriker bin, nein es ist auch die ungemeine Anzahl an Geräten, die viele Profiköche nicht einmal kennen. Gewisse Spitzenleistungen der Kochkunst waren immer Menschen mit Geld vorbehalten, zumindest wenn es sich um Speisen mit sehr teuren Grundprodukten handelt. Ich denke auch dass gerade Italien so erfolgreich ist, weil man sich auch in mittleren und ärmeren Etagen gut ernähren wollte. In Italien wächst viel, was bei uns nicht annäherd so gut zu kriegen ist. Ich verstieg mich vor ca. 2 Wochen zu einem Witzigmannrezept aus seinem Kretabuch. Es war fade, klar, es ist Winter, oder eigentlich doch nicht, aber diese Qualität der Produkte bekommme ich in Hamburg das ganze Jahr über nicht. Solche Einflüsse sind zu berücksichtigen. Ausserdem benötigt man bei vielen Rezepten eines Witzigmann, ..... sehr viele, extrem schwierig zu kriegende Produkte, die nur dann dem Original nahe kommen können, wenn man sich professsionell mit dieser Materie befasst und die Quellen nutzen kann. Ich bestelle nicht 5 kg Portulak um damit ein Gericht nachkochen zu können. Sicherlich ist auch dies einer der Gründe, warumm ich mich seit einiger Zeit meinem Lieblingsthema, der Schokolade, widme. Als ich anfing gabs nichts brauchbares, oder kaum.
Um den Gedanken von Vorhin aufzugreiffen, warum auch ärmere Hausfrauen Italiens Meisterhaftes vorsetzen liegt an einer gewissen Not.
Man verwendete getrocknete Tomaten, weil frisch gabs die auch in Sizilien nicht immer. Man bestückte Hefeteig mit gemüse, Käse und gewürzen, weil man gesättigt werden wollte,..... Diese Not haben wir nicht, glücklicher Weise nicht. In der Nähe ist meist ein Imbiss, oder ein Mc Donald. Sich aber ausschließlich, oder zu einem sehr hohen anteil von diesen Produkten zu ernähren ist sicherlich noch nihct ganz so kommun wie in den USA. Ich weiß nicht ob hier alle den Film Supersize me gesehen haben. Ich denke auch manches ist manipuliert, aber die Grundaussage, dass kaum noch jemand Essen selber kocht ist wohl ein Phänomen, welches uns teilweise auch schon ergriffen hat. Auf die medizinischen Auswirkungen will ich nun nicht eingehen. Hand aufs Herz wer von uns hat nicht gelegentlich Lust seine Umamizone mit Glutamat zu besänftigen? Gelegentlich ist auch okay, Permanenz ist das Problem. Ich denke, dass durch bessere Imbissbuden schon einiges aufgefangen werden könnte. In meiner unmittelbaren Nähe befindet sich ein ägyptischer Imbiss, der wunderbare Landesspezialitäten immer frisch zubreitet. Ich selbst besuche ihn sicherlich einmal im Monat. Sein Laden könnte aber besser gehen, denn gleich daneben ist ein Dönerladen, mit schrecklicher Ware und der geht gut.
Ich glaube im Laufe eines Tages entwickeln wir eine Vorstellung dessen, was wir Essen wollen und eine was wir essen sollten. Erstere gewinnt oft und da knüpfen sich konkrete gerichte an diese Vorstellung. Döner, Hamburger, Currywurst, Pizza, .....
Conviniencefood finde ich per se nicht uninteressant. Man muss dem Konsumenten ein Angebot machen und das kann gut, abera uch schlecht sein. Ich schrieb in der Suppenabteilung über ein Tiefkühlprodukt von Plus. Aus der Serie BioBio, welches sicherlich besser schmeckt und gesünder ist als vieles was wir sonst schnell in uns hinein würgen.
Ich frühstücke zumeist nicht und hole mir schnell was auf die Hand, sobald mich der Hunger fängt. Hätte ich eine hochwertigere Auswahl, würde ich diese bevorzugen, aber aufgrund des schwachen Angebotes hole ich mir zumeist zwei Laugenstangen, ohne was. Bestrichene und gar abgepackte Brötchen sind mir ein Graus.
Erziehe ich Kinder zur gesünderen Ernährung und zum Kochen, was beiweitem nicht das Selbe ist, dann kann ich mit gutem Gewissen davon ausgehen, dass mein Kind sich bewußter ernährt. Leider ist das nicht immer so.
Trotzdem hoffe ich, dass Kinderkochkurse zunehmen und dass bessere Imbissstände den Tag bekömmlicher gestalten.
Abends Conviniencefood von besserer Qualität und vieles wäre gerettet. Am Sonntag kochen dann vielleicht genau diese Menschen Neues, oder Traditionelles. Hoffen wir das Beste!
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