Naht das Ende des blauen Dunstes?
Vielerorts wird totales Rauchverbot gefordert - Wirte dagegen
Von Stephan Schöttl, Kaufbeuren - 1995 hat die Lufthansa auf ihren Kurzstreckenflügen das Rauchen verboten. Die Deutsche Bahn zog mit Nichtraucher-Bahnhöfen nach und seit 10. Januar dieses Jahres herrscht in Italien striktes Rauchverbot in Restaurants und Kneipen. Während Kaufbeurer Wirte wenig von rauchfreien Gaststätten halten, wurde an den Schulen in der Wertachstadt den Glimmstengeln bereits der Kampf angesagt.
Restaurants und Kneipen sind die letzte Bastion der Raucher. Dort dürfen sie noch ungestört qualmen. Doch geht es nach dem Willen der bayerischen Staatsregierung, soll dies bald ein Ende haben. Ende 2010 sollen 90 Prozent der Betriebe die Prädikate "Nichtraucherfreundlicher Betrieb" und "Rauchfreier Betrieb" erwerben. Ganz nach dem italienischen Vorbild. Wer dort trotzdem qualmt, muss 250 Euro Bußgeld berappen.
"Separate Räume zu teuer"
"Das wäre eine Katastrophe. Man muss nicht immer alles gleich über Gesetze regeln", findet Kaufbeurens Wirtesprecher Thomas Goetze. Ein Großteil seiner Gäste seien Raucher. Und die deuteten in einem Gespräch mit dem Hotelier an, was passieren würde, sollte ein Rauchverbot auch in Deutschland durchgesetzt werden. "Sie würden ihr Bier an der Tankstelle kaufen und sich daheim treffen", so Goetze. Eine Möglichkeit der Abhilfe: Die Wirte könnten separate Räume extra für Raucher schaffen. "Das ist aber mit einem immensem Kostenaufwand verbunden. So viel Geld steht keinem Wirt zur Verfügung", sagt der Wirtesprecher. Er plädiert für eine Kooperation zwischen Rauchern und Nichtrauchern. "Wenn einem Nichtraucher in einem Restaurant zu viele Raucher gegenüber sitzen, dann kann er sich jederzeit entscheiden ob er rein geht oder draußen bleibt", sagt Goetze. Außerdem liege die Entscheidung auch in den Händen der Gastronomen. "Sie haben die Wahl, ob sie ihren Schwerpunkt auf ein Lokal für Nichtraucher oder Raucher setzen."
Elternverband begeistert
Der bayerische Elternverband hingegen ist begeistert von den Plänen des Umweltministeriums, Gaststätten nach und nach zu Nichtraucherzonen zu machen. "Wer Kinder davon abhalten will, immer früher zur Zigarette zu greifen, darf Rauchen nicht zu einem wichtigen Teil der gehobenen Lebensart erklären", so die Landesvorsitzende des Verbandes, Ursula Walther. Es müsse ein Zeichen gesetzt werden, dass Raucher nicht nur sich selbst, sondern auch ihren nichtrauchenden Mitmenschen schaden. Der vielfache Wunsch vom totalen Rauchverbot wird aber in absehbarer Zeit zumindest an deutschen Schulen in Erfüllung gehen. Bis zum Jahr 2008 will die Regierung im Freistaat alle staatlichen Schulen rauchfrei bekommen - und zwar einschließlich der Lehrerzimmer. Im Kaufbeurer Jakob-Brucker-Gymnasium sind Schüler und Lehrer von dieser Idee angetan. Die ersten Schritte in diese Richtung wurden bereits gemacht: Ein bis vor Kurzem noch vorhandenes Raucherzimmer wurde abgeschafft. Wer jetzt noch zum Glimmstengel greifen will, muss sich in eine windgeschützte Ecke außerhalb des Gebäudes verziehen. "Die Aktion erfährt große Akzeptanz. Unter den Lehrern gibt es nur noch wenige Raucher und auch die rauchenden Schüler kommen uns entgegen", so Gerhard Hübner, stellvertretender Schulleiter.
"Wir wären dafür"
Er glaubt fest daran, dass es funktioniert, den blauen Dunst in den kommenden drei Jahren - so wie es in den Plänen der Staatsregierung vorgesehen ist - komplett vom Schulgelände zu verbannen. "Es müsste nur eine verbindliche Verordnung aus dem Ministerium kommen. Wir wären auf jeden Fall dafür." Den aktuellen Vorstoß der Regierung hält Hübner hingegen lediglich für einen Appell an die jüngeren Schüler, um diese vom Zigarettenkonsum abzuhalten.
Quelle:
Allgäuer Zeitung