Taillevent

Wir hatten in Italien zu tun, einen freien Abend in der Nähe von Venedig. Was liegt näher als Erinnerungen aufzufrischen?
Das Café Florian ging sich diesmal nicht aus, wir brauchten was Ordentliches zwischen die Zähne. So landeten wir im Bistrot de Venise, einerseits weil es am Weg vom Markusplatz zur Rialto liegt, andererseits weil mich das Konzept "Venezianische Küche und Weine" interessierte.
Schleierhaft blieb, weshalb ein derart auf "Venezianisch" fixiertes Restaurant einen französischen Namen hat, aber wir saßen in einer schattigen Gasse, am nahen Kanal glitten die Gondolieri lautlos vorbei, wer will da schon kritische Fragen?
Wir nahmen ein Menu mit traditioneller Küche bestehend aus
Spaghetti mit schwarzen Tintenfischen
Venezianische Kalbsleber mit Zwiebeln und Polenta
Weiße Pfirsichcreme mit weißer Schokolade und Erdbeersauce
Alles sehr anständig, die Kalbsleber großartig. Ein Italiener merkte an, ausgezeichnet aber schmeckt wie zu Hause, aus meiner Sicht ein großes Lob für Koch und Hausfrau, auch wenn es anders gemeint war.
Getrunken haben wir Bianchetta, eine Traubensorte, die kein Mensch kennt, nicht zu Unrecht, aus dem Treviso. Vermutlich sind wir doch eher auf Mainstream getrimmt und bevorzugen die Pieropans und Maculans und wie sie alle heißen.
Der Service war zu uns sehr nett und auch professionell, aber sie können auch anders, wie ein deutsches Paar, das sich über den Hummerpreis aufregte, erfahren musste. Aber zum Sparen ist Venedig vermutlich der falsche Ort.
Vielleicht hat mir der morbide Charme Venedigs wieder einmal den Kopf verdreht, aber diese einfache und ehrliche Küche ist mir 14,5 Pünktchen wert.
Kulinarische Grüße
Taillevent