Altnau ist eine Thurgauer Gemeinde am Bodensee. Hier befindet sich das Schäfli, ein 1912 erbautes Jugendstilhaus.
Schon beim Betreten der Gaststube wird klar, dass hier der Vergangenheit gehuldigt wird. Die Zeit ist nicht nur stehen geblieben, das ist bereits museal. Nur die abstrakten Bilder an den Wänden erinnern an die Gegenwart.
Herr Wilhelm pflegt hier, wie er selbst sagt, eine Küche der 60er-Jahre. Dabei legt er Wert darauf, dass alles frisch gemacht wird und erstklassige Zutaten verwendet werden.
Zuerst gibt es ein paar selbst gebackene Brötchen, Schnick-Schnack wie Amuse-Gueule gab es in den 60ern noch nicht.
Der "besondere Salat mit vielen Gartenkräutern", der Stolz der Küche, gibt es derzeit nicht in zufriedenstellender Qualität, als Ersatz gab es Nüsslisalat. Der Feldsalat stammt von einem Bauern in der Nähe und war von beeindruckender Qualitat, dazu die "süchtig machende Salatsauce", eine ausgezeichnet abgestimmte gebundene Dressing. Dazu gab es Kalbsmilken, die waren einfach perfekt.
Jetzt hatten wir die Brötchen und die Vorspeise vertilgt und waren richtig satt. Aber es gab noch ein Ochsenschwanzragout mit Nudeln, dazu ganz im 60er-Stil ein Kännchen Zusatz-Sauce. Ich bin ein Fan solcher Schmorgerichte, die kräftige Sauce passte sehr gut dazu, die Bandnudeln konnte ich kaum mehr probieren, sind aber eher nicht hausgemacht.
Jetzt wussten wir, wieso an den anderen Tischen kein Dessert bestellt wurde. Wir sind natürlich unverbesserlich. Unumwunden gibt Frau Wilhelm zu, dass ihr Gatte kein begnadeter Patissier sei, es gäbe frisch gefrorenes Mangoeis. Naja, das Eis war vorzüglich und mehr hätten wir ohnehin nicht essen können.
Erwähnt werden muss noch der liebenswerte Service, das Ehepaar Wilhelm achtet darauf, dass sie genügend Zeit für ihre Gäste haben. Eine Weinkarte gibt es nicht, man sucht sich den Wein im Nebenzimmer aus, beschränkte Auswahl, aber man findet schon etwas.
Urs Wilhelm nähert sich nach eigenen Angaben dem 70er, wir hoffen, dass er noch lange solche Ausflüge in die Vergangenheit auf ausgezeichnetem Niveau ermöglicht. Für mich 16 Punkte.
Kulinarische Grüße
Taillevent