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Alt 27.06.2005, 13:03   #2
black-brown-white
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Registrierungsdatum: 22.06.2005
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3 Sternetausch gegen Preisgünstigeres!

Natürlich finde ich es schade, wenn sich jemand von der höchsten Kunst des Kochens bewußt abmeldet, doch glaube ich kann ihn jeder verstehen.
Einerseits diese Dominanz der Michelinkritiker, andererseits die immer teureren und spezielleren Rohstoffe, oder gar der Druck und die Schadenfreude der auf einem lasten.
Langsam hab ich aber den Eindruck dass viele, wenn auch nicht gaenzlich radikal dem Kritikerkochen den Rücken zukehren.
Blutwurst statt Hummer ist für mich persönlich aber keine Abkehr und sollte eigentlich auch nichts mit der Rückgabe der Sterne zutun haben. Mir ist ein wirklich gutes Saftgulasch oft lieber als ein Hummer, oder eine Gänseleber, besonders raffiniert zubereitet. Nicht dass ich beide Speisen ablehne, aber für mich liegt oft die Raffinesse nicht im alleinigen Einkauf der Gourmetklassiker und deren Bearbeitung, sondern aus Vorhandenem das Optimum heraus zu kitzeln, egal wie schnöde das Gericht auch heissen mag.
Es ist vielmehr der Fehler der Kritikergilde nur sehr ausgesuchten Speisen die Zulassung für diesen Kreis zu gewähren. Sie definieren die hohe Kunst und damit die Anwärterspeisen und genau darin liegt der Fehler!
Kochen ist für mich auch Kulturgeschichte, die Speisen bereithält, welche ansonsten verloren gehen. Natürlich schwärme auch ich von Inovatoren wie Ferran Adria, aber auch jener besann sich seit jeher auf seine unmittelbare Kochkultur der Katalanen und lässt diese mit einfliessen.
Jetzt könnte man sagen, dass dieser es eben besser verkauft, als andere.
Das stimmt zwar auch, aber manche sind vielleicht nicht so verkaufsbegabt und trotzdem sind ihre Kreationen ebenso beurteilungswert wie die von Ferran Adria. Gerade das anarichische der katalanischen Küche verhalf ihm ja auch zu seiner Vorherrschaft, denn wo sonst werden Fisch und Fleisch so natürlich kombiniert wie eben in Katalonien?
Wenn also manche Kritiker etwas mehr Horizont bewiesen, wäre diese Diskussion eigentlich absurd.
Mir würde es als Kritiker auch auf die Nervenn gehen ständig das Gleiche vorgesetzt zu bekommen. Aber wenn man es züchtet, darf es einen nicht wundern.
Möglicher weise ist es mal wieder Zeit für eine Wachablöse zugunsten anderer Kritikerorganisationen. Ob Gault Milleau dazu aber in der Lage ist, bezweifle ich ebenso sehr. Zeit für das Internet und eventuell Zeit für eine Demokratisierung der Kritikerpfründe!
Die Subjektivität eines Restaurantbesuches ist oft realitätsnäher als jene der offensichtlich Testenden, die auch nur Menschen sind.
Natürlich wäre eine gewisse Professionalität wünschenswert, aber diese würde sich recht schnell wieder herausbilden.
Nicht zuletzt ist ein Forum wie dieses aufgerufen seine Akzente zu setzen, was es in seinem Rahmen ja auch kräftig tut.
Ich würde mir halt wünschen, dass gutes Essen mehr Menschen interessiert.
Also stell ich mal mein Lieblingsgericht ins Netz und schau mal wie manche es verfeinern wollten. Es sind geröstete Semmelknödel mit Ei!!!!!!!!!!!!!
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