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12.12.2006, 18:52 | #1 | ||
Erfahrener Benutzer
Registrierungsdatum: 29.08.2005
Beiträge: 793
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Ravensburg - Waldhorn - Bouley
Hallo Feinschmecker,
wenn der Schneefall in den Bergen einsetzt, führen mich meine Wanderungen in niedrigere Regionen. Das Ziel war diesmal Ravensburg, genauer das Waldhorn, viele Jahre eine der Spitzenadressen in Deutschland. Heute ist die Sterneküche von Albert Bouley (www.waldhorn.de) leider bereits seit zwei Jahren sternelos, zumindest wenn es nach Michelin geht. Gault-Millau ist aber weiter von der Klasse überzeugt und gibt 18 Punkte. In der wunderschönen alten denkmalgeschützten Weinstube wurde uns ein gemütlicher Tisch zugewiesen. Als Amuse gueule gab es unter anderem Linsenpuree, schmackhaft, aber vielleicht etwas deftig für die Einstimmung. Trüffel gab es natürlich auch, die wollte ich diesmal auf keinen Fall auslassen. Vom Aroma der Monforte d'Alba an den Fettucine war ich dann aber doch eher enttäuscht. Ich hatte noch den Duft, den die Trüffel im La Pergola verströmten, in Erinnerung. Die wahren Spitzenqualitäten werden wohl unter der Hand gehandelt. Hier stellt sich für mich schon die Frage, ob man die Wahnsinnspreise, die von den Trüffelhändlern verlangt werden, noch bezahlen soll. Als Zwischengang empfahl uns der Service einen Gang aus dem Menu "Gateway to Asia", Kaninchenrücken in Soja-Honig-Marinade gebraten mit Ingwer-Sherry-Jakobsmuschel. Herr Bouley bot schon vor Jahrzehnten asiatische Küche an, als es noch nicht in Mode war. Ein schönes und leichtes Gericht voller exotischer Aromen. Dann der Hauptgang, eine Mieral-Ente in zwei Gängen. Ich finde das Tranchieren am Tisch immer wieder sehr schön, das ist dann für einige Momente der Mittelpunkt des Restaurants, der auch die Blicke der Nachbartische auf sich zieht. Die goldbraune Ente war eine Augenweide, die Brüste waren wirklich gut, aber den optimalen Garpunkt hatten sie doch wohl in der Küche. Durch das Nachziehen gerieten sie eine Spur zu trocken; die Beilage, eine Spargel-Chartreuse, ein bißchen langweilig. Dafür waren die folgenden Keulen optimal gelungen. Das empfohlene Heartdrop mit einer Passionsfruchtfüllung als Dessert war dann mehr für die Augen wie für den Gaumen ein Genuss, enttäuschend für ein Lokal mit diesem Anspruch. Insgesamt finde ich die Küche im Gault-Millau-Schema etwa 15 Punkte wert, einen Punkt zusätzlich für das wirklich optimale Ambiente und den erstklassigen Service macht 16,0. Andererseits habe ich auch schon in Sternelokalen schlechter gegessen. Herr Bouley war an diesem Abend nicht in der Küche sondern zu unserer Überraschung im Service tätig. Ein schöner Abend mit sehr guter Küche, aber das Waldhorn hatte auch schon bessere Zeiten. Trotzdem ist es noch immer einen Umweg wert, Perfektion kann man nicht überall erwarten. Kulinarische Grüße Taillevent Geändert von Taillevent (13.12.2006 um 09:28 Uhr). Grund: in Etappen geschrieben |
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