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Taillevent

Wieder einmal hat mich eine meiner Wanderungen "zufällig" zu einem netten Restaurant geführt. Auch wenn es niemanden interessiert, ich berichte darüber
Bezau ist der Hauptort des Bregenzerwaldes und (für alle Sportbegeisterten) die Heimat von Toni Innauer. Die Post ist ein Wellness-Hotel und hat ein Restaurant, das dem Gault-Millau immerhin 16 Punkte wert ist.
Das Ambiente ist eher nüchtern, transparente Vorhänge verunmöglichen den Blick in den strahlend-blauen Himmel. Ich würde sagen, hier hat der Architekt beim bevorstehenden Umbau durchaus noch Verbesserungsmöglichkeiten.
Gegessen haben wir dann confierten Schweinebauch mit Gänsestopfleber und Jakobsmuschel, alles sehr gut, aufwändig, der Koch hat offensichtlich große Vorbilder, hier ist die Kombination nicht ganz überzeugend. Deutlich mehr hat uns aber gestört, dass der Service nicht in der Lage war, unseren bestellten 2006er Singerriedel (spätestens) gemeinsam mit der Vorspeise zu servieren.
Dann gab es Wander-Kabeljau gedämpft und gebraten mit Safranreis und Pinien-Blattspinat. Der Kabeljau musste sein, um meine privaten, im Forum an anderer Stelle geschilderten Kochversuche zu vergleichen. Der Fisch war, ich würde sagen gleichwertig gedämpft kommt der feine Fischgeschmack noch besser zur Geltung, gebraten ist die knusprige Haut angenehmer. Der Safranreis als Begleiter ist vielleicht geschmacklich etwas zu laut, farblich schaut es sehr nett aus. Auf jeden Fall der kulinarische Höhepunkt, das hat die 16 Punkte verdient.
Die Post wird, soweit man der Eigenwerbung glauben darf, täglich von heimischen Bauern, Jäger, Käser und Metzger beliefert, die bisherigen Speisen sahen jedoch eher nach internationalem Gastronomielieferanten ohne regionalen Schwerpunkt aus, daher bestellten wir als Dessert einen Scheiterhaufen. Der wurde derart in ein Korsett gezwängt, dass er wie der Turmbau zu Babel aussah. Dafür sehr defensiv im Geschmack, Optik ist hier wichtiger. Darüber hat uns ein Muskat-Ottonell Schilfwein von Tschida hinweggetröstet.
Die Post ist sicher eine der besten Adressen im Bregenzerwald, auch wenn sie die 16 GM-Punkte nicht ganz wert ist. Etwas mehr regionale Ausrichtung würde mir persönlich sehr gut gefallen. Das Preisniveau ist angemessen. Wer im "Wauld" urlaubt, sollte einen Besuch einplanen.

Kulinarische Grüße
Taillevent

knorhan

Hallo Taillevent,
hört sich sehr gut an. Übrigens ist der Wanderkabeljau lediglich ein wortspiel und wenn der koch einen winterkabeljau aus norwegen erstanden hätte so wäre dieser garantiert auch so bezeichnet. also war deiner garantiert hochwertige. (keine falsche bescheidenheit) Übrigens bekomme ich den burschen auch auf dem hamburger fischmarkt. (nur auf vorbestellung oder von Rungi) nur bekomme ich leider nicht das geld von den meisten unserer Gäste. mit kulinarischen gruss knorhan

Taillevent

Hallo knorhan,

es freut mich besonders, dass einem Gastronomen meine Kritik gefällt. Lobhudeleien oder Totalverrisse sind deutlich einfacher zu schreiben (und auch unterhaltsamer zu lesen), aber das Leben (und natürlich die Gastronomie) ist nicht nur schwarz oder weiß.
Ich war eigentlich der Meinung, dass Winter- und Wanderkabeljau ident ist, der Winterkabeljau wird auf der Wanderung gefangen. Geschmacklich habe ich keinen Unterschied feststellen können.
Kulinarische Grüße
Taillevent

black-brown-white

hallo ihr beiden, endlich wird mal wieder vom kabeljau berichtet. schade nur, dass er so stark vom aussterben bedroht ist. ich fand kürzlich ein kochbuch meiner urgrosseltern und darin wird der kabeljau als einer der edelsten fische bezeichnet. durch fischstäbchen und massenfang verlor er ja diesen titel bis, wie ich hoffe sich jetzt gerade wieder ein umdenken heraus bildet.
ürbigens finde ich deine restaurantberichte sehr interessant, auch wenn ich selten in die gegenden komme, die du beschreibst. doch klingen manche so interessant, das ich mal einen ausflug wagen sollte. danke und kulinarische grüsse:

bbw

knorhan

Als der Kabeljau-Bestand in kanadischen Gewässern nur noch 1 Prozent der ursprünglichen Größe hatte, hat Kanada 1992 ein vollständiges Fangverbot ausgesprochen.
Der Kabeljaubestand vor Kanada hat sich bis heute nicht wieder erholt. Offenbar darf ein bestimmter Mindestbestand nicht unterschritten werden.

Die information habe ich gegoogle´t wir wollen hoffen das unsere schöne nord und ostsee nicht die magische untergrenze erreicht.

Übrigen kennt ihr den wittling? feines weises und festes fleisch wird ungefähr 60 bis 80 centimeter habe noch keinen gröserren bekommen. schmeckt ganz hervoragent. und nun noch was der Scorpionsfisch wird hier weck geschmissen.
wenn man (immer mit handschuh) die forderen zwei drittel weck schneidet bekommt mann kleine schneeweise feste filet die gebraten in welchen sauce auch immer serviert oder eingelegt ganz toll sind.
mit kulinarischen grüssen knorhan

Taillevent

Danke für die nette Rückmeldung. Es wird übrigens wieder internationaler werden, im März ist Baiersbronn und Barcelona geplant, im April Madrid.
Kulinarische Grüße
taillevent