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Taillevent

Kaum waren wir in Brugge angekommen, hatten wir das Gefühl, wir brauchen etwas Ordentliches zwischen die Zähne. Samstags kurz vor der Essenszeit, ohne Reservierung, das wird schwierig. Ein Versuch, ein Treffer! Der Treffer war das Restaurant Aneth und hat immerhin einen Michelinstern und 15 GM-Punkte.
Das Lokal befindet sich in einem Herrenhaus am Rande der Altstadt von Brugge, bietet eine flämisch-französische Küche mit Schwerpunkt Fisch. Das Ambiente war ziemlich elegant, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, das junge Personal würde besser in Jeans als in eine schwarze Kellneruniform passen. Die Kinder, die sich im oberen Stock manchmal zu Wort meldeten, erinnern an das typische Gastronomenfamilienschicksal.
Wir entschieden uns für das Menu "Wandeling met Maria van Bourgondie":
Kombination von Langustine und Sardine auf Tomaten (die Sardine wurde in Begleitung des Krustentieres nicht weniger rustikal, eine eher fragwürdige Kombination)
Rouget Barbet mit Sot l'y-laisse vom Bauernhuhn, dazu eine Bouillon von Zitronengras und Ingwer (schöne Einzelbestandteile, aber mir fehlte doch irgendwie die Harmonie, man ist durch die großen Meister schon etwas verdorben )
Im Ofen gegarter Steinbutt mit Pfifferlingen, mit gefüllten Kartoffeln und Sommertrüffelsauce (Fisch und dunkle Trüffelsauce, wieder sehr mutige Kombination, leider ist der Saucenfond angebrannt)
Mascarponecreme mit Limette, Waldfrüchten und Schokoladesorbet

Insgesamt eine sehr aufwändige Küche, man sieht das hohe Engagement, aber die gewagten Kombinationen können nur teilweise überzeugen, das ist ein Terrain, in dem sich nur Spitzenkönner aufhalten sollten. 75 € für vier Gänge (auch wenn es großzügig Amuse-Gueules gab) fanden wir an der Schmerzgrenze. Dafür machten uns der Chablis von Raveneau und der Riesling von Trimbach viel Spaß.

Kein schlechtes Erlebnis, aber bei unserem nächsten Brugge-Besuch wird das Aneth vermutlich nicht mehr auf der Liste stehen.

Kulinarische Grüße
Taillevent