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Taillevent

Vom Walensee wanderten wir weiter. Wie es der Zufall so will, gelangten wir nach Altendorf, das liegt bereits im Kanton Schwyz am oberen Zürichsee zwischen Pfäffikon und Lachen. Im Ortsteil Steinegg fanden wir die gleichnamige Wirtschaft in einem alten Schwyzerhus. 14 Gault-Millau.
In der heimeligen Gaststube bekamen wir einen Platz. Es gab dann eine

Tomaten-Mozzarella-Terrine als Bouche

Weißer und grüner Spargel mit Dreierlei aus dem Zürichsee (Egli, Felchen, Hecht)

Bärlauchsuppe mit Flusskrebsen

Kalbsleber mit Rösti

Karamelköpfli mit Früchten

Die ersten heurigen Egli aus dem Zürisee, das Felchen teilweise an der Salz-Obergrenze, ein schönes, vollkommen grätenfreies Stück Hecht, ausgezeichnete Spargeln mit etwas Vinaigrette, dazu erstes Grünzeug aus dem Garten (Portulak usw) ein gelungener Auftakt.
Die Kalbleber mit viel Kräutergeschmack (Thymian) erstklassig, verspielte dekorative Elemente (zB Blume mit Schnittlauch und Karotte), ein Rückfall in alte Garnitur-Zeiten, trotzdem liebenswert, die Leber erste Marke.
Zum Abschluss der leichte Dessert, da war der Weg zur nahe gelegenen Kapelle St. Johann mit dem Sigristenhaus, die wohl jedem Autobahn-Touristen wegen ihrer dominierenden Lage auffällt, kein Problem.
Ein Ambiente, in dem sich wohl jeder wohlfühlt, netter Service, eine Weinkarte mit Luft nach oben, das sind 15 Punkte von

Taillevent

black-brown-white

lieber taillevent, immer mehr entdecke ich durch dich, was mir in der schweiz alles durch die lappen ging und geht.
danke. einzig fiel mir heut auf, dass die desserts nicht ganz die variationsbreite haben wie ich es mir ansich vorstelle. immer nur caramellpudding und ähnliches, welches ich schon damals vor gut 10 jahren bemängelte, gibt es offenbar immer noch. schön dass es sie gibt, aber in fast allen berichten von dir in der schweiz kommt sowas wie caramell vor, ob als pudding, oder knöpfli,.... das wäre mir dann einen punkteabzug wert.
liebe gruesse:

bbw

Taillevent

Die Ostschweizer sind wohl großteils dem konservativen Lager zuzurechnen. Das bemerkt man dann auch in der Küche, große Innovationen sind in der Regel nicht zu erwarten. Die hier verspeisten Karamelköpfli sind für die Küche betreffend Arbeitsaufwand ein dankbarer Dessert, vorbereitetes Köpfli stürzen, Rahm, ein paar Früchte, fertig. Wenig Arbeit, schaut gut aus, schmeckt.
Dass es öfters ein Karameldessert oder eine Creme brulee wird, liegt natürlich auch an meinen Vorlieben. Ich finde das als Abschluss weniger belastend als ein Schoko-Dessert.
Die etwas altbackene Küche passt richtig gut in das alte Schwyzerhus, ich muss wieder einmal ein paar Fotos einstellen, dann versteht Ihr besser, was ich meine.
Mich nervt eher die kramphaft innovative Küche, à la "Hummer mit grünem Apfel und etwas, das kein Schwein kennt", vor allem wenn es handwerklich dann nicht perfekt ist.
Kulinarische Grüße
Taillevent

black-brown-white

hallo taillevent, manchmal muss ich über deine beiträge herzhaft lachen. gerichte die kein schwein kennt.... ja manchmal bin ich froh über meinen blackberry wenn ich da so ratlos vor einer speisekarte sitze. meistens lande ich aber auch dann in einer sackgasse, weil sich der küchenchef den namen selber einfallen lies. diese unart ist zu einer fast üblichen form geworden. jeder versucht seine begriffe unter zu bringen, marketingtechnisch nur teilweise sinnvoll, weil es den kunden zunehmends überfordert. nun hält dieser ohnehin schon kaum schritt mit der entwicklung und dann noch sowas!
aber um auf die desserts zurück zu kommen:
ich war früher oft in der schweiz und es gab fast immer nur caramellpudding, oder sowas ähnliches. das meinte ich. schokoladedessrts sind trotz der zuordnung zu schokolade in der schweiz für mich eher selten anzutreffen gewesen, aber es ist auch schon lange her, dass ich in der schweiz öfters war.
übrigens weil du grad von der ostschweiz schreibst, kennst du die nicht zu unterschätzende kochkunst der rätoromanen?
ich hab das glück, dass meine schwester mit einem churer liiert ist und daher kenn ich ein paar dieser kleinode.
insgesamt würde ich diese sehr traditionelle küche als mischung zwischen schweizerischem und italienischem ansiedeln. eine recht gute mischung wie ich meine. ein paar bekannte kritiker sind in der gegend recht oft, um diese vom aussterben bedrohte küche zu dokumentieren, wie man mich wissen lies.
der freund meiner schwester ist rätoromane und kann aber leider auch nicht mehr soviel sprechen und kochen.
sehr schade!
angeblich wird rätoromanisch nur mehr von gut 30.000 menschen gesprochen und die können sich aufgrund der unterscheidlichsten ausprägungen kaum miteinander unterhalten.
schade, aber gutes bodenständiges essen!!!

bbw

Taillevent

Rätoromanische Küche? Kennen wär übertrieben, das Bündnerfleisch kennen wohl die meisten hier, Bündner Nusstorte, süß und schwer, Capuns, Maluns, Pizokel trifft man auf der einen oder anderen Speisekarte. Die Rezepte variieren beträchtlich, wie das eben bei Hausmannskost üblich ist. Man darf nicht vergessen, dass das Essen auf die schwere körperliche Arbeit der Bauern zugeschnitten war. Bramata kennt man auch, gibt es aber auch im Tessin.
Kulinarische Grüße
Taillevent
PS. Wollte ein Foto einfügen, gelingt mir leider nicht mehr