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Alt 10.05.2009, 20:44   #1
Taillevent
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Registrierungsdatum: 29.08.2005
Beiträge: 793
Österreich - Schwarzenberg - Adler - Kaufmann

Diesmal sind wir im mittleren Bregenzerwald in Schwarzenberg gelandet. Das Dorf hat durch die Schubertiade und die Malerin Angelika Kauffmann überregionale Bekanntheit erlangt.
Der historisch bedeutende Dorfplatz aus der Mitte des 18. Jahrhunderts wird von mehreren behäbigen Holzhäusern eingerahmt. In einem dieser Häuser befindet sich der Adler.
Hier wird eine der Region verpflichtete Küche geboten. Eine Beiried-Consommé mit einem Griesnockerl, ein Tafelspitz (leider wie alle Fleischspeisen etwas zu trocken gegart) und ein Eiskaffee zeigen eine routinierte Küche auf schönem Niveau, das Feuer aus früheren Jahren ist allerdings erloschen. Die Preise erscheinen angemessen, für Bregenzerwälder Verhältnisse allerdings hoch. Bei Preisen zwischen 20 und 30 € für eine Hauptspeise könnte man sich schon Gedanken über ein (fehlendes) Amuse-Gueule machen.
Erwähnenswert ist der sehr herzliche Service, allein seinetwegen lohnt sich ein Besuch.
Eine solide Küche in einem sehr schönen Bregenzerwälder Haus, sehr guter Service und eine ordentliche Weinkarte, das ergibt 14,5 Taillevent-Punkte.
Kulinarische Grüße
Taillevent
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Alt 11.05.2009, 09:18   #2
black-brown-white
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Registrierungsdatum: 22.06.2005
Ort: Kärnten
Beiträge: 1.199
AW: Österreich - Schwarzenberg - Adler - Kaufmann

hallo tailevent,
eine beiried-consommé klingt zwar gut, aber ich halte das fleisch für nicht gerade geeignet und so wundert mich das ergebnis kaum. wenn schon, dann die andere seite des stücks, den rostbraten, der wäre saftiger. ich frag mich aber immer wie ein reatsurant gerade einen tafelspitz so hinbekommt, dass er eben nicht trocken ist. gut das fleisch rechtzeitig rausholen und dann wenn man es braucht mit heisser suppe kurz anwärmen. aber das hab ich auch schon ein paar mal probiert, vorallem, wenn ich unpünktliche gäste erwarte, aber da das fleisch weitergart, es gelingt mir nicht so oft.
die preise für ein hauptgericht von 20 bis 30 euro sind wirklich ein wenig hoch, obwohl mir durchaus bewusst ist, dass das preisniveau in vorarlberg viel höher ist, als in kärnten. hier käme ein tafelspitz bei einem wirklich guten lokal auf maximal 20 euro, würde ich denken, wenn man nicht gerade im schloss velden isst.
das dessert fände ich übrigens ein wenig naja. ein gutes stück kuchen, wäre mir da schon weitaus lieber. liebe grüsse:

bbw
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Alt 11.05.2009, 11:48   #3
knorhan
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Benutzerbild von knorhan
 
Registrierungsdatum: 02.11.2007
Beiträge: 939
AW: Österreich - Schwarzenberg - Adler - Kaufmann

Hallo ihr zwei, bei tafelspitz mache ich es immer wie nachfolgend.
wenn fleisch butterweich, bei niedrig temperatur, (höchstens 80 Grad) dann rausnehen und warten bis es Kalt ist. Portionieren und über einander legen, einschweissen, habe spezialbeutel wo selbst der Scorpionsfisch nich durchsticht.(wer kennt den fisch? würde sonnst gerne etwas dazu schreiben.) dann in der Mikrowelle(auch bei kleiner kraft) das Fleisch langsam in den einschweißbeutel erhitzen. in der zwischenzeit den Gold-gelben klaren fon in einem Topf erhitzen, das noch leicht bisfeste Gemüse beigeben und zum schluss serviere ich den tafelspitz in einen Kupfertopf mit fon und gemüse. Die kartoffeln sollten in den gleichen fon gegart werden und werden auch in den Topf mit serviert. zum schluss nun wird die Meerrettichsauce (die auch von den fon hergestellt wurde) apar serviert. Mit frischen kraut dekorieren. Das fleisch ist dann noch leicht rosa. durch das einschweisen und der schonenden garung ist das fleisch auch dann noch saftig.
Gruß knorhan
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Alt 11.05.2009, 22:25   #4
Taillevent
Erfahrener Benutzer
 
Registrierungsdatum: 29.08.2005
Beiträge: 793
AW: Österreich - Schwarzenberg - Adler - Kaufmann

Hallo,
vielen Dank für eure Antworten, hat mich sehr gefreut.
Beiriedsuppe Ist mir auch unklar, wieso man aus Beiried Suppe macht. Die Suppe war zwar gut, aber Beiried ist ein bißchen teuer zum Suppe machen.
Tafelspitz Das Rezept von knorhan klingt wirklich verlockend, leider habe ich die Ausrüstung nicht.
Tafelspitz ist in Österreich ein eigenes Stück vom Rind, wenn der Adler das Beiried als Tafelspitz serviert hätte, wäre das ein glatter Stilbruch.
Wisst ihr eigentlich, wie das mit der Osmose wirklich funktioniert? Wenn man eine gute, möglichst wenig ausgelaugte Fleischqualität erhalten will, muss dann das Fleisch gesalzen oder ungesalzen ins Salz- oder salzlose Wasser? Ich habe schon so viele Theorien gehört, dass ich es selbst nicht mehr sicher weiß.
Eiskaffee ist nicht so originell, aber ein vollwertiges Dessert hätte ich nicht mehr essen können, ein Kuchen wäre vollkommen unmöglich gewesen.
Kulinarische Grüße
Taillevent
PS. @knorhan, klar bin ich an Skorpionsfisch interessiert, kenne ich (zumindest unter diesem Namen) noch nicht.
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Alt 12.05.2009, 10:01   #5
knorhan
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Registrierungsdatum: 02.11.2007
Beiträge: 939
AW: Österreich - Schwarzenberg - Adler - Kaufmann

Warum platzt die Kirsche, wenn es regnet? Warum salzt man das Wasser, wenn man Gemüse kocht, nicht aber bei der Zubereitung eines Fonds? Die Antwort lautet: wegen des osmotischen Drucks. Der tritt immer dann auf, wenn Lösungen verschiedener Konzentration durch eine semipermeable Membran voneinander getrennt sind. Das klingt kompliziert, ist aber ganz alltäglich.
In der Küche haben wir es zumeist mit wässrigen Lösungen zu tun. Das heißt, ein Stoff, zum Beispiel Salz, ist in Wasser aufgelöst. Aufgelöst bedeutet, die Salzmoleküle schwimmen einzeln im Wasser herum. Die Moleküle haben die Eigenschaft, sich dabei möglichst gleichmäßig in der Flüssigkeit zu verteilen, auch ohne Umrühren.
Wenn der osmotische Druck zu groß wird, platzen die Zellen. Deshalb wird Gemüse matschig, wenn es in ungesalzenem Wasser gegart wird.
Fonds werden in kaltem, ungesalzenem Wasser angesetzt. Das Wasser dringt in die Zellen ein und wird bei steigender Temperatur wieder ausgeschwemmt, hat dann jedoch die Geschmacksstoffe schon aufgenommen.
Beim Schmoren soll der Geschmack im Fleisch bleiben. Hier muss deshalb unbedingt von Anfang an gesalzen werden.
Beim Kandieren werden Früchte in hochkonzentrierte Zuckerlösung gelegt. Dadurch wird das Wasser entzogen.
Auch das Haltbarmachen durch Einsalzen beruht auf diesem Effekt.

Scorpaenopsis oxycephalus – Skorpionsfisch
http://www.unterwasserbilder.de/sho...fd51/index.html
Ich war gebräunt, gesalzen wie ein Fladenkuchen, auch ein bisschen schrumpelig von der Gelbsucht.
Zitat: Der 1929 geborene, in Genf aufgewachsene und 1998 verstorbene Nicolas Bouvier
In der Tat, Der Skorpionsfisch ist ein derart dicht gewobenes Netz aus schönen Phantasien und aus Albträumen, aus Bewegungen, die sich in einer realen und einer poetischen Geographie vollziehen, so dass man auch noch lange nach der Lektüre, in Wach- und Nachtträumen, in diesem Universum gefangen bleibt. Der Autor hat eine oft an Bruce Chatwin und Ryszard Kapuczinski erinnernde Fähigkeit, aus jeder Begebenheit ein wunderbares Feuerwerk der Skurrilitäten und des Monströsen zu entzünden. Selbst die Ratten, die durch die Abfälle huschen, scheinen willkommen, weil gleichzeitig der Mond "mit vollen Segeln über das dunkle und glänzende Blätterwerk" fliegt; selbst das Currygericht, das seinen Bauch in Brand steckt, und das Brot, das seinen entzündeten Mund zerfleischt, starkes Fieber und andauerndes Erbrechen scheinen nur ein überhörbarer Misston in der Musik zu sein, die vom Glück handelt, reisen zu dürfen und die eigenen "Flügeldecken zum Singen zu bringen".
Getragen von diesem Glücksgefühl, sieht er Fischer, "die vom Meeresschaum in den Himmel geschleudert wurden"; die Nacht erscheint ihm königlich, und selbst in Augenblicken größter Bedrohung erhält er sich die Gabe, sich selbst und alles um ihn herum aus Distanz, mit Humor und Sarkasmus anzuschauen:

Die während des Tages gemachten Röntgenaufnahmen werden in ein uraltes Epidiaskop gesteckt und zu unserer Erbauung auf ein Leintuch projiziert ... Durchlöcherte Lungen, Putzfädenbronchien, von Osteoporose zerfressene Rückgrate. Wir waren alle da, ergötzten uns an der Vorrührung und sahen verwüstete Innereien und Anatomien vorbeiziehen mit 'Oh!', 'Ah!', 'Pst!', aufgeregt und zum Lachen aufgelegt wie im Kino ... Als meine wahren Luftpumpen eines Reichen erschienen, ohne viel Schatten und kaum angegriffen, gab es fast eine Ovation.


Haber mal etwas ge google für euch beiden.
Also wir haben hier die kleine Ausgabe des Drachenkopffisches, kennt ihr vielleicht von Mallorca, wird dort in den Restaurants angeboten. Schlicht, nur frisch gebraten, ein Gedicht. Die Beilagen bei den Mallocinern, meist Schweinkram.
Wenn ich den Fisch bekomme, er ist hier nur 15 bis 20 Zentimeter groß, geht das erste Zwei- drittel in die Abfalltonne. Dann mit einem Handschuh, da Stachel Giftig vom Schwanz weg filieren und die Stachelige haut muss auch runter. Was bleibt? Ein kleines stück Schneeweißes, Festes wohlschmeckendes Fleisch, was nur im positiven Sinne etwas mit Fisch zu tun hat. Mann kann jetzt wirklich mit dem Filet machen wozu einem die Lust treibt. Alles ich möglich, wie Geschnetzeltes, Gesottnes, Gedünstetes auf Gemüsebett, im Teigmantel, als leckeres Amus.
Schaut euch mal die Bilder von den Burschen an und ihr werdet verstehen warum es so viele Mühten und Geschichten von einem der Hässlichsten, und vielleicht gerade darum schon wieder Schönen, Fisch gibt Gruß knorhan. PS. Hätte mich eigentlich Scorpionsfisch nennen sollen.

Geändert von knorhan (12.05.2009 um 12:48 Uhr).
knorhan ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 12.05.2009, 16:00   #6
black-brown-white
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Beiträge: 1.199
AW: Österreich - Schwarzenberg - Adler - Kaufmann

hallo ihr beiden, hab mal wieder von der falschen seite zu lesen begonnen und nicht ganz vestanden, wie man von tafelspitz auf scorpionsfisch kommen kann. jetzt ist es mir klar.
ich hab auch keine mikrowelle und schon garnicht die beutel, durch die nicht mal der scorpionsfisch kommt.
wie hatte man das vor der mikrowellen und hightechbeutelzeit gemacht, frag ich mich?
doch in den suppentopf zurück und ein paar minuten ziehen lassen?
dein rezept ist sehr schön knorhan, schon beschämend, dass ich österreicher einen norddeutschen fragen muss! ich kann mich über nichts mehr ärgern, als wenn die gäste zu spät kommen und der tafelspitz nix mehr taugt.
daher gibts den bei mir nicht mehr für gäste!
beiried als suppenfleisch,nicht nur teuer, sondern wie ich glaub völlig falsch am platze.
aber nun zum scorpionsfisch:
ich kenn ihn von südfrankreich her, ein freund von mir hat den stachel mal abbekommen, weil er den fisch auf dem fischmarkt anfasste. die verletzung allerdings hielt sich in grenzen. man gab den fisch der bouillabaisse bei, als filet natürlich. damals wunderte ich mich noch warum ein einziger fisch filetiert war und alle anderen nicht. schmeckt sehr gut, kann ich nur bestätigen.
mir war die bisher probierte bouillabaisse nicht so ans herz gewachsen. extrem teuer, viel zu viel safran, meiner meinung nach und die fische teilweise zu gargekocht. zwei mal hatte ich gelegenheit, aber ich muss sagen eine gute fischsuppe aus der normandie ziehe ich vor!
ich erinnere mich noch an die stücke vom hai, die da garnicht rein passten.
am besten waren die rotbarben darin.
naja vielleicht hab ichs nur bei den falschen köchen probiert, oder war einfach noch nicht so weit.
denn eines steht fest, der gaumen entwickelt sich immer weiter und vieles, was ich früher nicht abkonnte find ich heut spannend und gut.
auch bei der schokolade unterliege ich schankungen und die verkoste ich täglich. ich zeichne es manchmal auf und wundere mich gelegentlich über die ergebnisse. aber ein gewisses mass an übereinstimung ist bei der schokolade immerhin doch vorhanden.
während der heuschnupfenzeit kann ich nicht verkosten, da hab ich kein gefühl. wie gehts euch mit dem gaumen und seinen erfahrungen.
ich denke ja man prägt und muss recht behutsam den gaumen an verschiendenste eindrücke herbei führen. so konnte ich früher kein curry ab, ob aus indien, oder thailand. über das japanische curry aber fand ich zugang.
hätte ich es anders rum probiert, wäre mir dieser cosmos verschlossen geblieben. irgendwie ist dies eine kollumne des abschweifens.....
naja das mit dem osmotischen drucl war recht interessant!
danke euch beiden:

bbw
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Alt 13.05.2009, 19:00   #7
Taillevent
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AW: Österreich - Schwarzenberg - Adler - Kaufmann

Zitat:
Zitat von knorhan
Fonds werden in kaltem, ungesalzenem Wasser angesetzt.
Wenn ich richtig mitgedacht habe, muss im Umkehrschluss der Tafelspitz in (heißem) Salzwasser aufgestellt werden. Richtig?
Meine Bouillabaise-Erlebnisse waren übrigens auch allesamt sehr ernüchternd. Um das Geld esse ich die Fische lieber einzeln und am optimalen Garpunkt.
Kulinarische Grüße
Taillevent
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