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07.07.2009, 14:23 | #1 |
Erfahrener Benutzer
Registrierungsdatum: 02.11.2007
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Foot-Stylist
Links ein Mandelkartöffelchen, rechts ein fein ziseliertes Seezungenfilet, am Assiettenrand drei, vier rote Linsen, daneben etwas dunkelgrün Gebüscheltes, am zart gebräunten Rand des Fisches ein kleiner See mattglänzender Sauce mit einer wie zufällig obenauf treibenden Garnele. Was sich so kunstvoll arrangiert dem Auge darbietet, ist kein Tellergericht, sondern eine Food-Komposition.
Eine Viertelstunde später ist es aufgegessen. Wenn es den um ein Essen geht und kein Foto-Essen – das wäre zwischenzeitlich kalt geworden. Der Saucenspiegel hätte öfter mal mit Wasser übersprüht, das Gemüse mit einer Rouladennadel toupiert werden müssen, um wie frisch serviert zu wirken. Wer gerne isst, will seine Mahlzeit mit allen Sinnen genießen. Immer mehr Menschen machen Kochen, Essen und Essengehen zu ihrem Hobby, da muss ständig Originelles her: neue Rezepte, neue Zutaten, neue Darreichungsformen, neues Dazu und Daneben, Vorher und Danach. Die Kunden sind Zeitschriften, Kochbuchverlage und PR-Agenturen, Zubereitungsarten. Das erstes selbst erdachtes Rezept ist meist eine Katastrophe, abschreckende mehrere Seiten lang. Es gibt aber noch mehr Vorgaben. So müsse das Rohmaterial zum Beispiel geschmacklich, farblich und von der Textur zusammenpassen. Außerdem solle das, was später fertig auf dem Teller liegt, natürlich gut schmecken, gesund sein, optisch etwas hermachen und kein Vermögen kosten. Food-Stylisten müssen also mit einer ganzen Menge Bällen jonglieren, und wehe, ihnen fällt einer runter: Man nehme einen unachtsam redigierenden Redakteur, fünf verdorbene Mägen unter den Lesern, einen schlitzohrigen Rechtsanwalt und fertig ist der Feuertopf. Es gibt in Deutschland vielleicht 100 Foot-Stylisten. "Im Verhältnis zum Rest der kulinarisch interessierten Welt liegt Deutschland bei den Fond-Themen zurück. "Hier dominiert noch immer das Niedrigpreis-Segment, während sich in den USA oder in Australien längst eine klare Mittel- und Oberklasse herausgebildet hat. Wenn das nach Deutschland übergreift, dann gibt es hier ein Berufsfeld mit vielen Chancen für begabte Schreiber und gute Köche. Aber wie kommen Tautropfen auf die Tomate? Geht gar nicht, würde in der Natur abperlen nur im Fotostudio „Foot-Stylist“ sind die Tautropfen auf die Tomate und suggerieren den Betrachter Frische. Mit einem Industrieföhn wird das Hähnchen optisch auf knusprig getrimmt. Gar ist der Broiler natürlich nicht - er hat nie einen Ofen von innen gesehen. Eine komplett gelbe Banane kann beim Verbraucher derzeit nicht punkten. Mit Braun werden daher Druckstellen aufgemalt. Solche hat in der Regel auch eine reife Banane. Grünes und braunes Farbspray kleiden die Frucht in einen dezenten Gammel-Look. Das künstliche Obst bekommt so einen natürlichen Öko-Touch. Da ist noch viel Potential für Junge Berufseinsteiger. In Hamburg verdienen die Vier Platzhirsche so rund 650,00 € pro Tag. Nicht schlecht Herr Specht! Gruß euer Knorhan
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