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Alt 04.07.2009, 14:59   #1
knorhan
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Registrierungsdatum: 02.11.2007
Beiträge: 939
Unglücklich Die Linda wird Beerdigt

Die Linda wird Beerdigt.
Es geht doch nichts über eine festkochende, goldgelbe Kartoffel. Und wenn sie dazu noch den schönen Namen Linda trägt, schmeckt es umso mehr.
Die Familie Hölck betreibt in der 3. Generation einen landwirtschaftlichen Betrieb, der sich auf den Anbau von Kartoffeln spezialisiert hat. Die Kartoffeln, die u. a. mit dem Namen „Küsten-Knolle“ vermarktet werden, haben sich bereits zu einem Markenprodukt entwickelt. Auf zirka 40 Hektar pflanzt der diplomierte Landwirt Thorsten Hölck sein gutes Stück an, und beliefert die hiesigen Märkte und Gastronomie mit dem hauseigenem Lkw das ganze Jahr.
Von der Ernte bis hin zur Verpackung betreut die Familie den Ablauf selber, denn die Aufbereitungs- sowie Lagerhalle liegen direkt auf dem Hof. Dabei werden die Kartoffeln schonend gerodet, abgebürstet und in klimatisierten Räumen gelagert, später von Hand verlesen, bevor sie zur Abwiegung in 2,5-kg bis 25-kg Säcke gefüllt werden.
Das Nordseeklima und der fruchtbare Boden tun ein Übriges, um die Küsten-Knolle zu einer qualitativen und geschmackvollen Kartoffel werden zu lassen.
Hell und glattschalig goldgelb und festkochend, unverwechselbar im Geschmack, so frisch wie eine Meeresbrise, direkt vom Küstenland in die Verbraucherhand.
Bedingt durch die Gesundlage an der Nordseeküste Dithmarschens ist ein natürlich geringer Krankheitsdruck durch Pilze oder Virus übertragende Läuse gegeben, sodaß auf diesem Standort neben der Speisekartoffel auch Pflanzkartoffeln für Inland und Export vermehrt werden.
Der junge fruchtbare, steinfreie Marschboden verleiht der Knolle eine helle und glatte Schale - denn auch das Auge genießt mit. Und der natürlich hohe Nährstoffgehalt des Bodens macht die Knollen zu geschmacklichen Delikatessen.
Rettet die LINDA
Seit 1974 gibt es die Kartoffelsorte LINDA, die Königin der deutschen Kartoffel. Ab dem 01.01.2005 wird sie nicht mehr in der Bundessortenliste geführt. Fa. Böhm / Europlant hat für die LINDA, für die sie den Sortenschutz bis 31.12.2004 hatte, kurz vorher die Zulassung (die bis 2009 lief) zurückgenommen. Da nur der Sortenschutzinhaber in der Sortenschutzzeit die Zulassung verlängern kann oder jederzeit die Zulassung zurückziehen darf, konnte durch diesen Trick die Zulassung nicht rechtzeitig vor dem 01.01.2005 von jemand anderem wieder beantragt werden. Fa. Böhm / Europlant hat kein Interesse mehr an der LINDA, da sie ihre Neuzüchtungen mit Lizenzgebühren auf dem Markt vertreiben möchten. Da steht LINDA in eigener Konkurrenz.

Vom Biolandhof Ellenberg haben wir für den Lindafreundeskreis einen Antrag auf Wiederzulassung der Kartoffelsorte LINDA beim Bundessortenamt gestellt und hoffen auf eine Genehmigung. Dort gibt es aber nur Antragsformulare für Neuzulassungen, wonach die LINDA neu geprüft werden soll. Dieses kostet Zeit und Geld, was unsinnig ist, denn die beste Prüfung war der 30 - jährige Anbau mit steigendem Verbrauch.

Nach unserem Antrag beim Bundessortenamt die Auslaufzeit der Linda, die bis zum 30.06.2005 lief, weiter zu verlängern, hat das Bundessortenamt am 09.05.2005 die Auslaufzeit bis zum 30.06.2007 verlängert. Das berechtigt die Linda Kartoffeln im Jahr 2005 und 2006 als Pflanzgut zu produzieren und nach einer positiven Anerkennung als Pflanzkartoffeln zu verkaufen. Ein jedermann kann dies tun, so haben wir es auch gemacht, da die Linda Kartoffel jetzt keinen Sortenschutz mehr hat.

Auch Europlant hat LINDA zur Pflanzgutanerkennung angemeldet. Gleichzeitig haben sie einen Widerspruch beim Bundessortenamt zur weiteren Verlängerung der Auslaufzeit eingereicht, welcher klar vom Bundessortenamt zurückgewiesen wurde.

Danach klagte Europlant beim Verwaltungsgericht Hannover mit einer Millionenklage gegen das Bundessortenamt. Das Verwaltungsgericht wies diese Klage am 25.08.2005 zurück, welches ein weiterer Etappensieg für LINDA ist.

Gegen die mit uns kooperierenden Bauern, die LINDA-Pflanzkartoffeln anbauen, wurde von Europlant beim Schiedsgericht für Saatgut und Sortenschutzstreitigkeiten bei der LWK Hannover Klage erhoben. Dieses Schiedsgericht entschied am 27.07.2005 das die drei Bauern die Linda-Pflanzkartoffeln nur unter Kontrolle eines Sachverständigen roden und einlagern dürfen. Nicht eine Knolle dürfe gegessen oder als Pflanzkartoffel in den Handel gebracht werden, bis das Oberschiedsgericht in Celle im Oktober genau entscheidet. Hier werden elementare Grundsätze am geistigen Eigentum für die Allgemeinheit in Frage gestellt.

Mittlerweile sind die Kartoffeln unter Kontrolle gerodet, eingelagert und in den Kartoffelscheunen verplombt worden. Am 30.09.2005 fand in Celle beim Oberlandesgericht eine Gerichtsverhandlung statt. Dort wurden von den Richtern zunächst die rechtlichen Streitpunkte abgewogen. Besonders problematisiert wurde auch die Frage, ob das Schiedsgericht der Landwirtschaftskammer Hannover überhaupt die Beschlagnahme der LINDA Kartoffeln der drei Linda-Vermehrern hätte beschließen dürfen. Zum Abschluss wurde ein möglicher Vergleich angesprochen. Die Parteien mögen bis zum 04.11.05 einen Vergleichsvorschlag dem Richter anbieten. Falls dies nicht passiert, wird das Gericht das Verfahren fortsetzen und eine Entscheidung am 01.12.05 verkünden.

Am 14.11.05 schlossen die Linda Bauern und Europlant nach Fristverlängerung einen Vergleich und teilten es dem Oberlandrgericht in Celle mit folgenden Kernpunkten mit:
• Die Beschlagnahme wird aufgehoben.
• Die Aufbereitung der Kartoffeln findet auf den Höfen der Bauern statt.
• Die Landwirte übergeben die streitigen Kartoffeln an Europlant, nachdem Europlant zugesagt hat, diese als Pflanzkartoffeln 2006 in Deutschland zu vermarkten und zu marktüblichen Preisen zu verkaufen. Europlant nutzt somit die vom Bundessortenamt festgesetzte verlängerte Auslauffrist bis 2007.


Im Frühjahr 2006 konnten die Landwirte Linda Pflanzkartoffeln kaufen und auf den Feldern pflanzen. Diese werden von August bis Oktober geerntet und als Speisekartoffeln verkauft.
Im Jahr 2006 wurde Linda bei der Pflanzkartoffelanerkennung angemeldet und bei guter Pflanzgutqualität kann Linda als Pflanzkartoffel für das Jahr 2007 verkauft werden.

Dieses ist ein weiterer Etappensieg der Linda Kartoffel und ist dem Freundeskreis Rettet Linda und ihren Freunden zu verdanken. Somit bleibt Linda erstmal 2 Jahre auf dem Markt und wir können uns auf die Neuanmeldung beim Bundessortenamt konzentrieren. Der Rettet Linda Kampf geht also weiter.

Beim Bundessortenamt wird die Linda auf Grund unseres Antrages auf Neuzulassung geprüft. An vielen Standortenwurde sie 2006 und 2007 geprüft. Im Jahr 2008 findet noch eine Identitätsprüfung statt, wonach im Herbst 2008 mit einem Bescheid über die Zulassung oder Nichtzulassung zu rechnen ist. Dieses Prüfverfahren wird bei allen neuen Sorten angewendet und bei guten Prüfergebnissen werden diese Sorten neu zugelassen.
Leider hat uns das Bundessortenamt in Hannover auch Ende 2008 keine Entscheidung mitgeteilt, ob Linda eine Neuzulassung erhält. Im Prüfstandort des Bundessortenamtes in Magdeburg wurden bei den Lindapflanzen zuviele Virosen festgestellt (14 von 66 waren betroffen) und dies entspricht nicht den Prüfvorraussetzungen. Amtliche Bescheinigungen von anderen Prüfstellen, dass die von uns gelieferten Lindakartoffeln gesund waren, wurden nicht berücksichtigt.

Linda wird also auch im Jahr 2009 weiter geprüft werden und es wäre möglich, dass im Herbst 2009 eine positive Entscheidung getroffen wird.

In Großbritanien wird im Juni 2009 entschieden, ob sie in deren Pflanzkartoffelliste aufgenommen wird. Wenn dies der Fall sein sollte, haben wir die Möglichkeit, die Linda zu reimportieren. In Holland wurde die Zulassung ebenfalls beantragt und vielleicht noch in einem anderen EU-Land.


Linda ist die Kartoffel des Jahres 2007.
Am 18. April 2007 wurde die Kartoffelsorte Linda im Museumsdorf am Kiekeberg bei Hamburg von einer Jury aus mehreren Umweltorganisationen zur Kartoffel des Jahres 2007 gewählt. (siehe Pressetexte).

Eine weitere Unterstützung, zum Beispiel das Sammeln von Unterschriften mit der Verbraucherzentrale Hamburg ist notwendig.

Da die "Rettet LINDA" Aktion auch Geld kostet, haben wir einen Fond eingerichtet und freuen uns über Spenden.

Auch ich bin ein fan der Linda, Aber:
Es gibt seit langen wieder tolle Sorten die wie die Linda festkochende Goldgelb und geschmacklich ganz hervorragend sind.
Ich halte diese Rettungsaktion für völligen Schwachsinn. Wann sollen den die anderen Sorten ihre Chance bekommen. Die ganze Diskussion ist völlig dramatisiert und in die verkehrte Richtung geführt worden. Das hat jetzt Gott sei dank ein Ende.
Küsten-Knollen weltweit begehrt
Mit der Zunahme des weltweiten Kartoffelverbrauchs entwickeln sich Saatkartoffeln aus Schleswig-Holstein zum Exportschlager. Nach Angaben der Landwirtschaftskammer in Kiel werden im Norden rund ein Drittel der Kartoffel-Äcker für die sogenannten Saatkartoffeln reserviert.

Die Linda ist Tot es Lebe die Kartoffel aus Dithmarschen.

Geändert von knorhan (04.07.2009 um 19:53 Uhr).
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