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Alt 20.12.2012, 07:31   #1
knorhan
Erfahrener Benutzer
 
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Registrierungsdatum: 02.11.2007
Beiträge: 939
Bio, gesund! Oder doch nicht so, wie man den Verbraucher vermitteln möchte.

Deutschlands Feinschmecker zucken zusammen, Bio ist keineswegs so gesundheitsfördernd wie sie es glaubten.
Ökologisch hergestellte Lebensmittel sind nicht automatisch besser als konventionelle. Auf den Erzeuger kommt es an!
Man muss dazu sagen, dass wir fast gänzlich aus Gläubigen bestehen.
Wir glauben an allerlei irrationalen Humbug.
An unsere Toleranz den Nachbarn gegenüber.
An die Unbesiegbarkeit unserer Soldaten.
An das Europa-Bekenntnis unserer Politiker, an unsere Tierliebe, die unbefleckte Empfängnis, an den Weltuntergang am 21 Dezember, nur nicht an den Euro???
Wir glauben an unsere Friedenbereitschaft, solange unsere Rüstungsindustrie die drittgrößte der Welt ist, wir glauben an ein Land ohne Atomkraftwerke, weil uns das von Leuten versprochen wurde, von denen wir niemals einen Gebrauchtwagen kaufen würden.
So haben wir bisher auch brav an die Vorzüge der Biokost geglaubt, an die blutdrucksende Kraft von rohem Fenchel und an Quark. Und nun erfahren wir, dass wir genauso gut an die Wirksamkeit der Akupunktur gegen die Gletscherschmelze hätten glauben können. Oder an die Mittel aus Frau Merkels Hausapotheke, mit denen sie die Eurokrise lösen will.

Woher kommt es? Weil niemand auf Bert Brecht hört, der immer schon vor unserer Gutgläubigkeit gewarnt hat (Kommunisten sind die Einzigen, denen wir von vornherein nichts glauben).

Nun also der letzte Hit von „Brokkoli und die Müslis“ , Das war schrill, das war Punkt: es klang bedrohlich.
Im Nachhinein fällt uns ein, dass wir schon lange keinen Unterschied mehr geschmeckt haben zwischen den verschiedenen Milchsorten.
Auch schmeckten die die glatten, polierten Paprikaschoten nicht anders als die gleiche Rasse in bio. Nicht anders bei den Fischen aus den Zuchtbecken und jenen, die wir als bio gekauft haben, nur der Preis ist Heiß!

Die Qualität von Fisch und Fleisch schmeckt nur anders, nämlich besser, wenn wir in einem Superrestaurant essen, wo sie von einem Superkoch zubereitet worden sind.

Im Weinbau, habe ich mir sagen lassen, ist die Situation noch krasser.
Unsere Weine schmecken wie immer sehr unterschiedlich. Die einen gehen einem quer runter, an anderen könnte man sich totsaufen, so lecker sind sie.
Das Geheimnis liegt am Produzenten. Bio spielt dabei keine Rolle. Mögen auch viele Winzer auf den Spuren Rudolf Steiner durch die Reben robben und jeden Kubikzentimeter Erde unters Mikroskop nehmen, ein Kollege (Kollegin), der (die) die Sache weniger pingelig angeht, kann genauso gute Weine herstellen (Wittmann). Wenn das Biosiegel bedeutet, dass der Winzer (Bauer, Züchter) keine Herbizide versprüht hat oder der Hühnerzüchter seinen Vögeln reichlich Platz zum Scharen und Würmersuchen zur Verfügung stellt, dann freut uns das, und wir werden seine Produkte bevorzugen.
Gegen Mosanto hilft sowieso kein Siegel. Diese Getreidepanscher haben sich das Wohl wollen der wichtigsten Regierungen erkauft und verhökern ihr dubioses Saatgut weltweit, wo sie wollen.
Vor ihren Geh-angereicherten Getreiden ist niemand sicher. Die kulinarisch-medizinischen Nebenwirkungen sind sogar zweitrangig. Hallo Frau Merkel, wo sind ihre Fachleute!
Die Verwandlung von halbwegs blühenden Landschaften in profitable Monokulturen ist ein Schandfleck, der mittlerweile den größten Teil unserer Erde bedeckt.
Das bedeutet: Sehr weit müssen wir nicht reisen, um mitanzusehen, wie ein Quadratkilometer nach dem anderen kapitalistischen Spekulationen zum Opfer fällt. Ob unserer Schwarzwald oder die Nordsee durch Windräder verschandelt werden (Peinlich für unsere Regierung, die Zuleitungen bestehen noch nicht aber wir bezahlen für verschenkten Strom), oder neue Autobahnen für Monstertrucks gebaut werden oder den Energieproduzenten anscheinend nichts anderes einfällt, als die Strompreise zu erhöhen, damit sie sich keine neue Technik ausdenken müssen, die Zeitgemäßer ist als die Verschmutzung durch Kohle und Atomkraftwerke-das menschliche Versagen ist überall sichtbar, leider auch in Büsum und unser Weltnaturerbe das Wattenmeer.

Dummheit, Faulheit und Gier, sind die Gründe.
Wir, die Gläubigen der Biobewegung, stehen ziemlich ratlos in der Gegend herum, sollte man meinen. Aber wie schon alte Chinesen wussten, reichen kleinste Tropfen aus, die beharrlich auf einen Stein fallen, um ihn zu zertrümmern.
In unsere Situation heißt das: trotzdem Bio kaufen! Denn es gibt Unterschiede! Vor allem bei Fleischqualitäten sind sie bemerkbar. Und es gibt Unterschiede zwischen Bio-Produzenten. Die müssen sie jedoch selber herausfinden.
Das geht so: An der Biotheke immer wieder mal ein Biohuhn kaufen, bis Sie eines im Topf haben, das eindeutig besser schmeckt (fleischiger ist, mehr Fett hat und weniger Fasern). Dann den Geschäftsführer des Ladens beim Leben seiner sorbischen Großmutter schwören lassen ( ;-)) ), das er künftig nur die Hühner von diesem Biohof kaufen wird.
Beim Kauf von Saiblingen und Zander auch nach derselben Methode vorgehen. Man wird sich wundern, wie sehr diesen Managern am Leben alter Damen aus der Lausitz gelegen ist. Plötzlich schmeckt das Frühstück besser, aus Mittagessen freut man sich schon morgens, und abends verwandeln sich Biokartoffel und Biowürstchen in unerwartete Leckerbissen.
Aber, wie gesagt, wir müssen sie fordern, die bessere Qualitäten.
Übrigens nicht nur bei Fisch, Fleisch und Gemüse, sondern auch bei Ministern, Parteivorsitzenden und im Kanzleramt. Mag auch das Angebot an Spitzenqualität verschwindend klein sein, es lohnt sich!
Kulinarischen Gruß
knorhan
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